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Rekordsumme Viele Entwicklungsländer leiden unter hoher Schuldenlast

Entwicklungs- und Schwellenländer haben letztes Jahr 1.4 Billionen Dollar ausgegeben, um ihre Auslandsschulden zu bedienen. Das sei so viel wie noch nie, schreibt die Weltbank in einem neuen Bericht. Über 400 Milliarden entfielen dabei allein auf Schuldzinsen. Wirtschaftsredaktor Damian Rast beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema.

Damian Rast

Wirtschaftsredaktor

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Damian Rast arbeitet seit 2013 bei Radio SRF, zuerst als Nachrichtenredaktor und Moderator, dann als Produzent und Moderator der Informationssendung Info 3. Anschliessend war er fünf Jahre Produzent beim Echo der Zeit, nun ist er als Wirtschaftsredaktor tätig.

Weshalb müssen Entwicklungsländer so viel für ihre Schulden bezahlen?

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen haben viele Entwicklungsländer in den letzten 20 Jahren hohe Summen aufgenommen, beispielsweise um Strassen und Eisenbahnlinien zu bauen oder um Krisensituationen zu bewältigen, wie etwa die Covid-Pandemie. Dabei wurden in vielen Ländern auch wirtschaftlich fragwürdige Ausgaben getätigt.

Zum anderen haben die wichtigen Zentralbanken in den letzten Jahren die Zinsen stark angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Damit wurden die Schulden für die Entwicklungsländer teurer. Insbesondere die Geldpolitik der US-Notenbank hat grossen Einfluss auf die Finanzen der armen Länder, da viele von ihnen in Dollar verschuldet sind.

Fakten aus dem «International Debt Report» der Weltbank

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Entwicklungs- und Schwellenländer hatten Ende 2023 rekordhohe Auslandsschulden von 8.8 Billionen Dollar. Das sind acht Prozent mehr als noch 2020. Die Ausgaben, um fällige Schulden zurückzuzahlen und die Zinsen auf noch aussehende Schulden zu begleichen, beliefen sich auf 1.4 Billionen Dollar. Das führte zur paradoxen Situation, dass mehr Geld von den ärmsten Ländern zu den privaten Geldgebern ins Ausland floss als umgekehrt. Der Bericht der Weltbank erfasst nur die Auslandsschulden der Staaten. Schwellenländer sind aber oft auch noch im Inland verschuldet, bei ihren eigenen Banken oder Bürgern.

Welche Folgen haben die Rekordausgaben?

Das Geld, das die Länder aufwenden müssen, um Zinsen zu zahlen, fehlt andernorts. So müssen viele Staaten bei den Investitionen in eine bessere Infrastruktur oder in die Bildung sparen. Das wirkt sich aber langfristig wiederum negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus und damit auch wieder auf die Schuldensituation. Es droht ein Teufelskreis.

Ausserdem ist es für viele Entwicklungsländer fast unmöglich, an bezahlbare neue Kredite zu kommen, weil die Geldgeber angesichts der hohen Schuldenstände daran zweifeln, dass sie ihr Geld wieder zurückbekommen. Damit droht vielen Staaten die Zahlungsunfähigkeit. Teilweise kann dies durch «Notkredite» des Internationalen Währungsfonds oder der Weltbank verhindert werden.

Gebäude der Weltbankgruppe mit Passanten.
Legende: Hauptsitz der Weltbank in Washington Der «International Debt Report» der Weltbank gibt Auskunft über die Höhe und die Zusammensetzung der Auslandsverschuldung der Entwicklungsländer. AP Photos/Susan Walsh)

Was lässt sich tun, um die Situation der Entwicklungsländer zu verbessern?

Da gibt es so viele Lösungsansätze, wie es Probleme gibt. Eine wichtige Massnahme wäre in vielen Entwicklungsländern zum Beispiel ,die demokratischen Institutionen zu stärken. Das könnte vielen Volkswirtschaften zu mehr Wachstum verhelfen, wie aus Studien der aktuellen Wirtschafts­nobel­preis­träger hervorgeht.

Vermutlich führt aber kein Weg daran vorbei, den besonders stark betroffenen Staaten einen Teil ihrer Schulden zu erlassen. Allerdings ist ein solches Vorhaben sehr schwierig umzusetzen. Voraussetzung wäre nämlich, dass sich die verschiedenen Gläubiger der Staaten an einen Tisch setzen und sich auf die Modalitäten eines Schuldenerlasses einigen.

Weshalb ist eine Einigung zwischen den Geldgebern so schwierig?

Das hat unter anderem damit zu tun, dass das Feld der Kreditgeber sehr heterogen ist: Zu den klassischen Geldgebern – den reichen Staaten des globalen Nordens – sind in den letzten Jahren zahlreiche weitere dazu gekommen, private und öffentliche. Der wichtigste bilaterale Geldgeber vieler Entwicklungsländer ist mittlerweile China. Das Land weigert sich aber standhaft, Schuldenschnitte zu akzeptieren. Diese Haltung führt auch zu einer Zurückhaltung der anderen Geldgeber. Denn keiner will zu Gunsten eines anderen auf seinen Anteil verzichten.

Ausserdem sind viele Staaten zusätzlich bei der Weltbank, regionalen Entwicklungsbanken oder dem Internationalen Währungsfonds verschuldet. Diese multilateralen Geldgeber machen bei Schuldenschnitten grundsätzlich nicht mit.

Hoffnung «Common Framework»?

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Die G 20-Staaten haben 2020 das «Common Framework for Debt Treatments» ins Leben gerufen. Das Forum soll es den ärmsten Ländern erleichtern, Schuldenerleichterungen zu bekommen.

Dabei gelten bestimmte Prinzipien: Alle Geldgeber sollen gleich behandelt werden. Ein Land, dem die Schulden erlassen werden, muss sich ausserdem an einem Reform-Programm des Internationalen Währungsfonds beteiligen.

Obwohl sich die Staaten auf dieses «Framework» geeinigt haben, ist der Erfolg bisher äusserst bescheiden.

SRF 4 News, 03.12.2024, 16 Uhr;kobt

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