Es ist zwar eine Nische, aber eine, die stetig wächst: das Crowdfunding. Also das Beschaffen von Geld via Internetplattformen für verschiedene Zwecke. Unter Einbezug der Öffentlichkeit, der Crowd. Neueste Zahlen zeigen: Nach einem Dämpfer im Corona-Jahr 2020 hat sich das Wachstum wieder beschleunigt.
Laut einer Untersuchung des Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern belief sich die Gesamtsumme, die über solche Plattformen in der Schweiz bewegt wurde, erstmals auf über 790 Millionen Franken.
Es gibt verschiedene Finanzierungsformen, die über Crowdfunding-Plattformen erfolgen. Durch den Ukraine-Krieg erhielt vor allem das Crowddonating, also das Spenden, Aufmerksamkeit. Beim Crowdinvesting hingegen geht es – wie der Name vermuten lässt – um die Investition in Firmen oder Immobilien. Wer mitmacht, wird zum Mitbesitzer oder Teilhaber.
Crowdlending macht das grösste Volumen aus
Schub durch die Corona-Pandemie erhielt eine weitere Anwendungsform, das Crowdsupporting. Die Finanzierung von kreativen, kulturellen oder kommerziellen Projekten sowie Projekten aus dem Sportbereich. «Wir hatten beim Crowdsupporting in 2020 ein absolutes Rekordjahr. Der Grund war die Coronakrise», sagt Andreas Dietrich vom Zuger Institut für Finanzdienstleistungen.
Dort habe es viele temporäre Crowdfunding-Plattformen gegeben, welche entstanden sind. «Diese sind in diesem Jahr wieder weggefallen und dies konnte nicht kompensiert werden durch die bestehenden Plattformen, die etwa um 20 bis 30 Prozent gestiegen sind».
Weitaus die verbreitetste Form der Schwarmfinanzierung ist aber das sogenannte Crowdlending; also die Kreditvergabe. Mit einem Volumen von 607 Millionen Franken der Löwenanteil unter allen Varianten des Crowdfunding. Hier sei eine Marktkonzentration festzustellen, sagt Dietrich: «Die Anzahl der Plattformen stagniert oder ist sogar leicht rückläufig.»
Gratis-Marketing durch Netzwerkeffekt
Dennoch wird hier weiterhin starkes Wachstum erwartet, das sich auf eine kleinere Anzahl Anbieter verteilen wird. Fürs laufende Jahr etwa 30 bis 40 Prozent, auf eine Summe von 780 bis 850 Millionen Franken. Mittelfristig, also in drei bis fünf Jahren, wird mit einem Volumen bis zu zwei Milliarden Franken gerechnet.
Wer Crowdfunding zur Finanzierung beizieht, profitiert von einem Netzwerkeffekt, der mit dieser Art der Geldbeschaffung automatisch einhergeht. «Wenn die Crowd stärker involviert ist in ein Projekt oder gar in eine Firma, erzeugt das einen sehr guten Marketing-Effekt.» Die Erklärung dafür: Die beteiligten Personen erzählen darüber in ihrem Umfeld und betreiben quasi Gratis-Marketing für das Projekt.
Kurzum: Crowdfunding ist gekommen, um zu bleiben. Zumindest deutet nichts darauf hin, dass diese Finanzierungsform verschwinden wird. Auch wenn sie weiterhin ein Nischenphänomen bleiben wird.