Die Ankündigung der MCH liest sich wie ein Notruf: «Diese Massnahmen sind zur Überwindung der Coronakrise dringend notwendig.» Wem das Wasser bis zum Hals steht, der kann für seine Rettung nicht auch noch gross Bedingungen stellen. Die Aufnahme von James Murdoch als neuem Ankeraktionär sieht MCH als alternativlos. Und das scheint durchaus realistisch.
Murdoch will «Art Basel» in Basel belassen
Murdoch kann sich die weltweit etablierte Marke «Art Basel» zum Schnäppchenpreis sichern. Ein Abschlag von 25 Prozent auf den zuvor für die Eignerin MCH bezahlten Aktienpreis wird dem Milliardärs-Spross gewährt. Seine Gegenleistung: James Murdoch verpflichtet sich, mindestens fünf Jahre engagiert zu bleiben. Und er stimmt zu, die Art Basel noch während 15 Jahren auch in Basel zu veranstalten. Ein Zugeständnis, das für die nun vorliegende Einigung zentral gewesen sein dürfte.
Wenn der Deal mit Murdoch nun als alternativlos dargestellt wird, heisst das nicht, dass Alternativen nicht geprüft worden wären. Laut der «Neuen Zürcher Zeitung» soll die Schweizer Investmentgesellschaft Xanadu Alpha konkretes Interesse zu einem höheren Preis bekundet haben – mit sogar noch weiterreichenden Zugeständnissen an den Standort Schweiz. Die Knacknuss allerdings: Xanada Alpha hätte das Filetstück «Art Basel» aus der MCH herauslösen wollen. Damit hätte die Gruppe zwar dringend benötigtes Geld eingenommen, gleichzeitig aber ihr momentan einziges erfolgversprechendes Geschäftsfeld verloren. Eine echte Alternative zu Murdochs Einstieg sah MCH in diesem Plan wohl nicht.
Nicht Corona ist schuld
Wenn MCH nun kommuniziert, Murdochs Einstieg sei zur Überwindung der Coronakrise unverzichtbar, dann trifft das die Fakten nur zum Teil. Gewiss, das Virus hatte und hat immer noch für die gesamte Messebranche verheerende Auswirkungen. Die Probleme bei MCH bestanden aber schon lange, bevor das Virus die ganze Welt erfasste: Das Missmanagement rund um die Uhren-Messe Baselworld, die auch dann nicht reagierte, als ihre wichtigsten Partner einer nach dem anderen abzuspringen begannen. Die Fehlinvestition in ein 430 Millionen teures Herzog-DeMeuron-Gebäude, als sich die dunklen Wolken über dem Messegeschäft schon zusammenbrauten.
Angesichts dieser schwierigen Ausgangslage könnte man den Einstieg von James Murdoch und seiner Lupa Systems durchaus als eine Rettung aus – teils selbst verschuldeter – höchster Not deuten. Auch scheint damit gesichert, dass die Steuerzahler der beteiligten Kantone vor grösserem Schaden bewahrt werden können. Voraussetzung dafür ist, dass die Aktionäre an einer ausserordentlichen Generalversammlung dem Plan auch noch zustimmen. Auch ihnen dürfte angesichts der grossen Not kaum eine andere Wahl bleiben.