Roche hat im vergangenen Halbjahr den Umsatz bei 29.8 Milliarden Franken gehalten. Der Gewinn ging wegen Wertberichtigungen zurück. Das Geschäft mit neuen Medikamenten hingegen nimmt Fahrt auf.
Mit Blick auf die Halbjahreszahlen steht der Konkurrent Novartis besser da. Auch an der Börse ist es für Novartis heuer über weite Strecken besser gelaufen. Vor wenigen Tagen ist die Aktie sogar auf einen neuen Höchststand gestiegen. Während der Corona-Pandemie war Roche der Börsenliebling.
Während der Pandemie konnte sich Roche mit der kleineren Diagnostiksparte beweisen, in der weltweit die ersten Corona-Tests entwickelt wurden. Noch im Jahr 2022 standen die Roche-Papiere mit fast 400 Franken im Hoch. Innert zwei Jahren hat sich der Preis nun halbiert.
Michael Nawrath, Analyst beim Finanzdienstleister Octavian, begründet das damit, «dass Schlüsselprojekte in der Onkologie und bei Alzheimer fehlschlugen und die «Pipeline» so ausgedünnt war».
Roche will Abnehmprodukte entwickeln
«Pipeline» nennen die Analysten neue Therapien, die noch in der Entwicklung stecken und später zu Geld werden. Viele Investorinnen und Investoren bemängeln bei Roche diese sogenannte «Pipeline».
Auch Elmar Sieber von der Basler Kantonalbank sagt gegenüber SRF: «Es müssten aktuell neue Medikamente parat sein, die auf den Markt kommen könnten. Roche hat aber in den letzten Monaten wenig Erfolge erzielen können.»
Frei werdende Mittel werden in vielversprechende Projekte investiert.
Roche hat sich gemäss einigen Analysten zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht. Konzernchef Thomas Schinecker, der Roche seit mehr als einem Jahr führt, korrigiere nun diesen gemächlichen früheren Kurs.
In einer aktuellen Mitteilung betont er, dass der Konzern in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe wichtiger Zulassungen für neue Medikamente erhalten habe, etwa Therapien gegen Lungenkrebs und multiple Sklerose. Die «Pipeline» werde schlanker, dafür würden frei werdende Mittel in vielversprechende Projekte investiert.
Roche entwickelt sich gemäss Analystinnen und Analysten eher weg von seinem früheren Kernbereich, der Onkologie und der Immunonkologie. So will der Konzern auch im Bereich der Abnehmtherapien künftig eine Rolle spielen.
Die Forschenden wollen Kombinationen von neuen und bereits erforschten Wirkstoffen im Bereich Muskelschwund finden. Damit würden Patientinnen und Patienten weniger Muskelmasse verlieren. Die Investorinnen und Investoren reagierten kürzlich euphorisch auf erste Forschungsfortschritte. Allerdings sind das erst Mini-Schritte. Bis die Entwicklungen zu Geld werden, dauert es Jahre.
Druck auf Novartis steigt
Novartis fokussiert konsequent auf die Bereiche Herz-, Kreislauf-, Nieren- und Stoffwechselerkrankungen, Immunologie, Neurologie und Onkologie. Die Generika-Sparte Sandoz hat das Unternehmen vor rund einem Jahr abgetrennt. Auch Firmen, die Novartis zukauft, passen zum Fokus. «Bei Roche waren die Zukäufe in den letzten Monaten weniger gezielt», so Elmar Sieber.
Doch Novartis kann sich deswegen nicht zurücklehnen. Der Druck, Umsätze von wichtigen Medikamenten zu verlieren, ist allgegenwärtig – und bei Novartis nimmt er gerade wieder zu. «Das ist fast spiegelbildlich zu Roche. Ab nächstem Jahr kommen bei Novartis Patentabläufe von mehreren Medikamenten zusammen», sagt Michael Nawrath von Octavian. Das bedeutet: An der Börse könnte es bald wieder heruntergehen.