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Rohstoffkonzern Glencore Warum mehr Kohle gut fürs Klima sein soll

Glencore will bis 2050 bei Netto-Null sein. Doch anstatt das Geschäft mit der klimaschädlichen Kohle zurückzufahren, baut der Schweizer Rohstoffkonzern sogar noch aus.

«Netto-Null bis 2050. Das ist unser Ziel», erklärte Glencore-Chef Gary Nagle vor den Medien, nicht zum ersten Mal. Doch wie geht das zusammen mit der Tatsache, dass Glencore im vergangenen Geschäftsjahr weltweit gar noch mehr Kohle produziert und verkauft hat als im Vorjahr?

Kohle ist einer der klimaschädlichsten Energieträger überhaupt und der Verbrauch von Kohle muss dringend stark reduziert werden, wenn die Pariser Klimaziele erreichbar bleiben sollen. Darüber herrscht Konsens unter Expertinnen und Experten. Für Glencore-Chef Gary Nagle ist der Ausbau des Kohlegeschäfts aber kein Widerspruch zu den eigenen Klimazielen, denn Kohle sei nicht gleich Kohle.

Metallurgische Kohle noch klimaschädlicher

Der Glencore-Chef betonte auf Nachfrage von SRF, dass sein Unternehmen das Geschäft mit Kohle zur Stromproduktion im letzten Geschäftsjahr reduziert habe (-6 Prozent). Die sogenannte metallurgische Kohle, also die Kohle, die verwendet wird zur Stahlproduktion, sei jedoch wichtiger geworden (+165 Prozent), vor allem dank des Zukaufs des kanadischen Unternehmens Elk Valley Resources (EVR) im vergangenen Juli.

Diese Met-Kohle gilt in vielen Ländern als kritischer Rohstoff, weil er benötigt wird für die Energiewende.
Autor: Gary Nagle Glencore-Chef

Unter dem Strich produzierte Glencore 2024 weltweit fast 120 Millionen Tonnen Kohle, rund 5 Prozent mehr als im Vorjahr. Dass die metallurgische Kohle (Met-Kohle) noch deutlich klimaschädlicher ist als die Kohle, die zur Stromproduktion verwendet wird, erwähnte Gary Nagle nicht. Er unterstrich aber die Bedeutung der metallurgischen Kohle: «Diese Kohle gilt in vielen Ländern als kritischer Rohstoff, weil er benötigt wird für die Energiewende.» Sprich, weil Stahl benötigt wird zum Bau von erneuerbaren Energieproduktionsanlagen und Stromnetzen, hält der Glencore-Chef die Kohle, die zur Produktion von Stahl verwendet wird, als Teil der Klimastrategie.

Met-Kohle wird geschont

Mit dieser Argumentation ist der Glencore-Chef nicht allein. Viele Banken und Versicherungen finanzieren unterdessen aus Klimaschutzgründen keine neuen Energie-Kohle-Projekte mehr. Bei Projekten zur Förderung von metallurgischer Kohle aber sind sie grosszügiger. Das zeigt eine neue Untersuchung des «coal policy trackers» von verschiedenen Umweltorganisationen.

Diese Organisationen kritisieren jedoch gleichzeitig, dass metallurgische Kohle noch rund dreimal klimaschädlicher sei als die Kohle, die zur Stromproduktion verwendet werde. Zudem verweisen sie darauf, dass Stahl heute durchaus unter Verwendung von erneuerbarem Strom anstelle von Kohle produziert werden könne. Vorreiter in der Stahlproduktion – unter anderem in der Schweiz – setzen bereits seit längerem auf grüne Stahlproduktion.

Klimaziele genügen nicht

Noch vor zwei Jahren haben kritische Glencore-Aktionäre mit einem Aufruf zu strengeren Klimarichtlinien fast ein Drittel des Aktionariats überzeugen können. Der jüngste Klimaplan des Unternehmens aus dem Jahr 2024 wurde jedoch nur noch von 10 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre als ungenügend taxiert, weil er nicht im Einklang stehe mit den Pariser Klimazielen und mit dem, was die Internationale Energieagentur IEA für die Rohstoffbranche vorschreibt. Das Geschäft mit Kohle war in den letzten Jahren – insbesondere nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs – so lukrativ, dass solche Bedenken in den Hintergrund getreten sind.

SRF3 Wirtschaft, 19.2.2025, 17:40 Uhr;stal

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