Der Professor hat seinen Preis: 50'000 Dollar verlangt Nouriel Roubini für umfassende Beratung, samt Vortrag und direktem Zugang zu seinem persönlichen Telefonanschluss. Im Hintergrund arbeitet sein 80-köpfiges Team und erstellt fundierte Wirtschaftsanalysen.
Das mag nach viel Geld klingen. Für einen wie ihn, der 2006 die Finanzkrise vorhersagte, kann sich das Geld allemal lohnen. Dass Nouriel Roubini die Gefahr erkannte, verhalf ihm zu Weltruhm und machte ihn schlagartig berühmt.
«Die Euro-Zone driftet auseinander»
Heute analysiert der Wirtschaftsprofessor der New York University die Krise der Euro-Zone: «Die Schweizer haben ihre Kantone und dadurch ihre kulturelle Identität. Aber in erster Linie sehen sie sich als Schweizer. In Europa ist es genau umgekehrt: Zuerst kommt das Land und dann vielleicht Europa», sagt er gegenüber «ECO».
Darin liegt für Roubini das zentrale Problem: Es mangelt in Europa am Bewusstsein der Gemeinsamkeit. Mit fatalen Folgen: Die Euro-Zone drifte auseinander. Die Interessen der Geberländer – allen voran Deutschland – seien viel zu unterschiedlich zu jenen der krisengeschüttelten Südländer wie Griechenland oder Zypern.
Nouriel Roubini kritisiert, dass es keinen gemeinsamen Plan für eine wirkliche Wirtschaftsunion gebe. Dauernd sei die Rede von Bankenunion oder Fiskalunion. «Doch wie man Arbeitsplätze schafft und Einkommen für alle sichert, das steht in der aktuellen Diskussion nicht im Vordergrund.» Umso mehr laute die Devise von Deutschland, der EU und dem Internationalen Währungsfonds: «Sparen und den Gürtel enger schnallen.»
Eine grosse Gefahr sieht Roubini in der Langsamkeit der Reformen: «Es besteht das Risiko, dass Länder aus der Euro-Zone austreten müssen und letztlich zahlungsunfähig werden» Für ihn ist klar: Die Euro-Krise ist noch lange nicht ausgestanden.