Pierin Vincenz gehört zweifellos zu den schillerndsten Figuren auf dem Schweizer Finanzplatz: Bekannt wurde er vor allem als Raiffeisen-Chef. Er hat die Gruppe umgekrempelt, mit dem Private-Banking und dem Asset-Management vergrössert und das einst verstaubte Image der Genossenschaftsbank abgeschüttelt. Seine Machtfülle bei Raiffeisen wirkte von aussen betrachtet schier unbegrenzt gross: Raiffeisen war Vincenz, bis zu seinem Rücktritt vor 2,5 Jahren.
Diese Machtfülle hat Anfang November die Finanzmarktaufsicht FINMA auf den Plan gerufen: Sie ermittelt wegen allfälligen Interessenskonflikten in seiner Ära als Raiffeisen-Chef.
Kein Wunder wuchs der mediale Druck auf Pierin Vincenz.
Ein Enforcement-Verfahren gegen eine einzelne Person der Finanzbranche kommt nicht allzu häufig vor. Kein Wunder wuchs der mediale Druck auf Pierin Vincenz. Nun beugt er sich dem Druck und gibt sein grösstes Mandat, das Verwaltungsrats-Präsidium bei Helvetia, mit sofortiger Wirkung auf.
Der Ausgang des Enforcement-Verfahrens ist offen, bis dahin gilt die Unschuldsvermutung für den Bündner. Doch schon jetzt ist klar: Die schillernde Karriere von Pierin Vincenz hat ziemlich an Glanz verloren.
Das ist bedauerlich: Vincenz war stets ein unkonventioneller Banker. Er gab sich gern bodenständig, sprach auch mal Klartext: So brach er etwa Anfang 2012 ein Tabu, indem er Verhandlungen über den automatischen Informationsaustausch (AIA) forderte. Dafür musste er in seinen Banker-Kreisen ordentlich Prügel einstecken.
Vincenz – ein Mann der klaren Worte. Aber auch ein Mann mit viel Macht und Einfluss. Ob er die missbraucht hat, wird nun von der Aufsichtsbehörde geklärt. Ausgang offen.
Das sind die Fakten:
- Pierin Vincenz tritt als Helvetia-Verwaltungsratspräsident mit sofortiger Wirkung zurück.
- Damit gibt er sein wichtigstes Mandat auf.
- Grund sind Ermittlungen, die die Finanzmarktaufsicht Finma gegen ihn persönlich führt.
- Die Behörde prüft allfällige Interessenskonflikte, die Vincenz als früherer Raiffeisen-Chef gehabt haben könnte.