Der Verband Hotelleriesuisse schlägt mit einer neuen Branchenumfrage Alarm: Drei Viertel aller Betriebe müsse in den nächsten sechs Monaten Kurzarbeit beanspruchen. Und ein Drittel werde um Entlassungen nicht herumkommen.
Während die Hoteliers ein düsteres Bild zeichnen, zeigen die Auswertungen des Bundesamtes für Statistik zur die Parahotellerie eindeutig nach oben: Allein von Juli bis September gab es gut 2.6 Millionen Übernachtungen in Ferienwohnungen. Das sind 20 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode.
Bei den Campingplätzen betrug das Plus rund 40 Prozent. Die klassische Hotellerie dagegen brach in der gleichen Zeit um 30 Prozent ein.
Diese Verschiebung hin zur Parahotellerie habe neben den Corona-Auflagen auch damit zu tun, dass aktuell vor allem Schweizer Gäste unterwegs seien, sagt Monika Bandi, Professorin an der Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern: «Durch den starken Schweizer Anteil der Reisenden hat die Parahotellerie einen Schub erlebt auf Kosten schliesslich auch der Hotellerie.»
KOF erhebt Parahotellerie nicht
Dieser Schub kommt in der Tourismusprognose der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich allerdings nicht zum Ausdruck. Denn die Zahlen aus der Parahotellerie werden nicht berücksichtigt – wegen der unzureichenden Datenlage, wie es auf Anfrage heisst.
Das Problem: Die Statistik zur Parahotellerie wird lediglich aufgrund von Stichproben erstellt. Die KOF will die Parahotellerie einschliessen, sobald bessere Daten zur Verfügung stehen.
Tagestourismus als wichtiger Zusatzfaktor
Für Tourismusexpertin Bandi ist klar, dass dies ein realistischeres Bild liefern würde: «In der Tat würde vermutlich die Berücksichtigung allein der vorliegenden Parahotellerie-Statistik das düstere Bild noch etwas aufhellen.» Ebenso, wenn noch Zweitwohnungen und private Ferienwohnungen und nicht zuletzt der Tagestourismus dazukämen.
Aufhellen ja, aber komplett anders wäre die Situation nicht. Denn nach wie vor fehlt ein Grossteil der ausländischen Gäste und Geschäftsreisenden. Und volkswirtschaftlich ist eine Übernachtung in einer Ferienwohnung eben nicht gleich viel Wert wie eine Hotelübernachtung.
Wertvolle Hotelgäste
«Die Ausgaben eines Hotelgastes sind traditionell viel höher. Es ist ein leistungsintensiveres Angebot als die Parahotellerie. Meist ist auch die indirekte Wirkung einer Hotellogiernacht in der Region über Vorleistungen auch höher, etwa durch den Bäcker, der Gipfeli für das Frühstück liefern kann», sagt Bundi. Die gesamte Tourismusregion profitiert also mehr von einer Hotelübernachtung als von einer Übernachtung in einer Ferienwohnung.
Auch wenn die Parahotellerie in den Tourismusprognosen berücksichtigt würde – sie kann den Einbruch in der Hotellerie höchstens etwas abfedern, aber nicht vollständig kompensieren.