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Schlechte News fürs Klima USA wohl schon bald grösste Ölproduzenten

Öl ist gefragter denn je. Doch was die Golfstaaten zum Umdenken bringt, nützen die USA aus, wie Prognosen der IEA zeigen.

Warum die USA bald die grössten Ölproduzenten sind: Die USA haben zwar kein Rohöl wie die Golfstaaten, wo es einfach so aus dem Boden sprudelt. Aber sie haben viel Öl und Gas, das in Gesteinen gebunden ist. Dank der relativ neuen Fördermethode Fracking, kann es gewonnen werden. Dazu werden Chemikalien mit hohem Druck in den Boden gepresst. Das Fracking ist aus Gründen des Umweltschutzes höchst umstritten, doch hat es den USA einen regelrechten Ölboom beschert. So sind sie nicht nur vom Importeur zum Exporteur von Erdöl geworden, sondern laut einer Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) sollen die Vereinigten Staaten Ende dieses Jahres zum grössten Ölproduzenten werden.

Weshalb die USA die Golfstaaten überholt haben: Fracking war bisher teurer als die konventionellen Ölbohrungen. Doch die USA konnten die Kosten massiv drücken. Fracking kostet heute noch einen Viertel so viel wie vor vier, fünf Jahren. Inzwischen ist es nur noch minim teurer als die klassische Ölförderung. Das überraschte die Golfstaaten, denn sie hatten ihre Förderung gedrosselt, um den Ölpreis zu stabilisieren. Kommt hinzu, dass sie zwar tatsächlich noch auf Reserven sitzen und das Geld dazu hätten, diese zu nutzen. Sie wollen aber weg von der einseitigen Abhängigkeit vom Öl und investieren viel Geld in Bildung sowie in erneuerbare Energien. Das alles führt dazu, dass die USA schon bald die grössten Ölproduzenten werden.

Warum die Nachfrage weiterhin steigt: Die IEA geht davon aus, dass die Öl-Produktion bis 2023 um fast 7 Millionen auf 105 Milllionen Barrel pro Tag steigen wird. Das ist überraschend, da beispielsweise im Verkehr Benzin- und Dieselmotoren immer mehr durch Elektromotoren ersetzt werden. Der Rückgang des Ölverbrauchs im Verkehr wird laut IEA aber mehr als kompensiert durch die Luftfahrt, die in den nächsten Jahren massiv zulegen und entsprechend mehr Kerosin verbrauchen werde. Die wachsenden Wirtschaftsmärkte in Asien und das Wiederaufleben der petrochemischen Industrie in den USA tragen ihren Teil dazu bei. Die Nachfrage nach Öl wächst in den nächsten Jahren der IEA-Prognose zufolge zwar etwas langsamer, aber sie wächst immer noch.

Was das für die Klimaziele heisst: Die steigende Nachfrage nach Öl passt überhaupt nicht zum Ziel der Weltgemeinschaft, von den fossilen Brennstoffen wegzukommen. Mehrere Studien kommen zum Schluss: Wenn nur schon alles Öl, das heute zugänglich ist, verbrannt würde, wäre das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 nicht mehr zu erreichen. Die IEA geht in ihrem Bericht allerdings davon aus, dass auch viele neue Öl- und Gasfelder genutzt werden. Sie steht traditionell den Ölproduzenten sehr nahe und hat in den letzten Jahren das Öl eher überschätzt und beispielsweise den Ausbau von Sonnen- und Windkraft eher unterschätzt. Aber auch wenn das Wachstum beim Öl nicht ganz so stark ausfällt, wie die IEA das heute voraussagt – fürs Klima sind das keine guten Aussichten.

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