Heute trifft Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann in Indonesien ein. Wichtiger Diskussionspunkt sind die Handelsbeziehungen und ein Freihandelsabkommen, das die Schweiz mit dem grössten Inselstaat der Welt abschliessen will. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie wichtig wäre ein Freihandelsabkommen mit Indonesien für die Schweiz? Indonesien ist ein Wachstumsmarkt und hat eine grosse Bevölkerung. Die Wirtschaftsleistung des Landes wächst jährlich um fünf Prozent und unter den 240 Millionen Einwohnern gibt es eine wachsende Mittelschicht. Präsident Joko Widodo setzt sich dafür ein, die Infrastruktur auszubauen und die Wirtschaft anzukurbeln. Davon könnten Schweizer Unternehmen mit einem Freihandelsabkommen besser profitieren.
Hinzu kommt: Auch die EU verhandelt mit Indonesien über ein solches Abkommen. Wenn die Schweiz nicht gleichzieht, könnten Schweizer Unternehmen gegenüber ihren EU-Konkurrenten diskriminiert werden, sagt SRF-Südostasienkorrespondentin Karin Wenger.
Fünf Fakten zu Indonesien
Wieviel Handel treibt die Schweiz derzeit mit Indonesien? Im Moment liegt Indonesien mit einem Handelsvolumen von 2,8 Milliarden Franken lediglich auf Platz 31 der wichtigsten Schweizer Handelspartner. (Zum Vergleich: Das Handelsvolumen mit Deutschland, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, lag 2016 auf 93,8 Milliarden.) Derzeit sind ungefähr 150 Schweizer Unternehmen in Indonesien aktiv. Auf der indonesischen Seite besteht aber auch Interesse an Hilfe beim dringend benötigten Ausbau des öffentlichen Transportsystems.Wenger sagt: «Es gibt auch Schweizer Firmen, die daran interessiert sind, im Bereich Wasserkraft und Solarenergie zu investieren.»
Wie gross ist die Chance, dass die Verhandlungen bald zum Abschluss kommen? Die Verhandlungen dauern schon relativ lange und es gibt noch immer sehr viele offene Fragen. In einigen Bereichen soll es jetzt zwar Fortschritte geben, bei Themen wie Zollabbau oder Dumping ist aber noch immer vieles ungelöst.
Welche Probleme gibt es bei einem Abkommen mit Indonesien? In Indonesien ist die Korruption weit verbreitet. Laut Wenger gibt es in den Provinzen Lokalregierungen, «die wie kleine Fürstentümer agieren». Die Schweiz könnte dem Staat aber dabei helfen, dagegen vorzugehen. Ein weiteres Problem ist der islamistische Extremismus, der in Indonesien derzeit stark an Einfluss gewinnt. Von offizieller Stelle in der Schweiz hört man dazu bisher noch wenig. Wenger sagt aber, man müsse genau beobachten, wie islamistische Extremisten und extrem konservatives Gedankengut die indonesische Regierungspolitik und Justiz beeinflussen. Vor kurzem sei beispielsweise der christliche ehemalige Gouverneur von Jakarta wegen Blasphemie verurteilt worden. Solche Tendenzen müsse man beobachten und auch in die Gespräche einbringen.