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Toblerone künftig nicht mehr nur aus Bern
Aus Regionaljournal Bern Freiburg Wallis vom 22.06.2022. Bild: Keystone
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Schokolade aus der Slowakei Toblerone verabschiedet sich von «Swissness»

Die bekannte Schweizer Schokolade Toblerone verlegt einen Teil der Produktion von Bern in die Slowakei.

Sie sind dreieckig, rund um die Welt zu finden und stehen für die Marke Schweiz. Die Schweizer Milchschokolade Toblerone wird seit über hundert Jahren in Bern produziert – die weltweit einzige Tobleronefabrik steht in der Stadt Bern.

Aber nicht mehr lange: Wie Recherchen des Regionaljournals Bern zeigen, wird ab 2023 ein Teil der Schokolade in der Slowakei hergestellt – im Werk des Mutterkonzerns Mondelez in Bratislava, indem auch andere bekannte Marken wie Milka oder Suchard hergestellt werden.

Die Unternehmensleitung habe die Belegschaft des Werks Bern-Brünnen Anfang Woche über diesen Schritt informiert, bestätigen mehrere unabhängige Quellen gegenüber SRF – auch die Unternehmensleitung Mondelez bestätigt dies. «Wir werden ab Ende 2023 auch eine begrenzte Toblerone-Produktion in der Slowakei einführen.»

Kein «Made in Switzerland» mehr

Mit dieser angekündigten Produktion im Ausland würde die Toblerone jedoch die Bezeichnung «Schweizer Milchschokolade» verlieren. Die Marke Schweiz, Switzerland ist nämlich geschützt. Um das Label «Swissness» zu benutzen, gibt es eine Branchenvereinbarung. Die sagt, dass alle Arbeitsschritte zu 100 Prozent in der Schweiz gemacht werden müssen.

Toblerone
Legende: Die Toblerone sei ein «echtes Stück Schweizer Traditionsschokolade», hiess es zum 100-Jahr-Jubiläum. Keystone

Toblerone wies in den letzten Jahren immer wieder auf ihre Herkunft, auf die Schweizer Qualitätsschokolade, hin. Zum 100. Geburtstag 2008 hiess es etwa, es sei ein «echtes Stück Schweizer Traditionsschokolade». Einige Mitarbeitende befürchten deshalb, die Teilauslagerung in die Slowakei sei ein erster Schritt, dass der Weltkonzern Mondelez noch mehr auslagern wird, da die Rohstoffpreise für die Schokoladenproduktion sowie die Löhne im Ausland günstiger als in der Schweiz seien.

Standort Bern bleibt bestehen

Der Konzern will dem Standort im Westen der Stadt Bern aber treu bleiben. «Bern ist ein wichtiger Teil unserer Geschichte und wird es auch in Zukunft sein», heisst es bei der Medienstelle auf Anfrage. Man habe in den letzten fünf Jahren erheblich in das Werk in Bern investiert und plane weitere Investitionen, um die Kapazitäten mittel- bis langfristig zu erhöhen.

Der Kapazitätsausbau unterstützt die globale Wachstumsstrategie von Toblerone.
Autor: Mondelez

Laut den Informationen, die die Belegschaft erhalten hat, will Monedelez einen zweistelligen Millionenbetrag in das Werk in Bern-Brünnen investieren. Mit dem Geld soll in Bern die Nougat-Produktion gefördert werden. Laut einem Werbevideo von Toblerone ist die Nougat-Produktion mit Honig, Puderzucker, Eiweiss und Mandeln sehr anspruchsvoll.

Das sind die Besitzer von Toblerone

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Legende: Milka gehört auch der Firma Mondelez. Keystone

Der US-amerikanische Lebensmittelkonzern Mondelez International hat die Marke Toblerone 1990 übernommen. Damals hiess die Firma noch Kraft Foods. Sie liefert heute vor allem bekannte Snacks und Süsswaren in etwa 160 Länder und erreichte 2021 einen Nettoumsatz von 29 Milliarden US-Dollar.

Neben Toblerone gehören auch die Schokoladenprodukte von Milka oder Daim dazu, die Kaugummis Trident und Stimorol, aber auch Käse- und Milchprodukte von Philadelphia.

Der europäische Hauptsitz von Mondelez ist in Opfikon bei Zürich.

«Diese Investitionen unterstreichen die zukunftsorientierte Ausrichtung des Werkes. Der Kapazitätsausbau von Schokoladenmasse und Nougat unterstützt die globale Wachstumsstrategie von Toblerone», schreibt die Firma dazu.

Von «Tobler» und «Torrone» zu Toblerone

Die Toblerone wurde im Jahr 1908 erfunden – von den Chocolatiers Theodor Tobler und Emil Baumann. Der Name setzt sich aus den Wörtern «Tobler» und «Torrone» zusammen. Torrone ist die italienische Bezeichnung für Honig-Mandel-Nougat. Die dreieckige Form der Toblerone ist seit 1909 rechtlich geschützt. Seit 1970 erscheint das Matterhorn auf der Verpackung der Toblerone – dass es der Grund für die Form ist, ist jedoch nur eine Legende.

Offenbar waren Tänzerinnen, die sich während einer Vorstellung zu einer Pyramide geformt haben, das Vorbild für die Toblerone-Form. Im Wappen versteckt sich übrigens auch ein Bär – ein Hinweis auf die Produktionsstätte in Bern, die trotz Teilverlagerung in die Slowakei bleiben soll.

Schadet das der Marke Toblerone?

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Es bestehe durchaus ein gewisses Risiko für Toblerone, nicht mehr auf das Label «Swissness» zu setzen, sagt Neuromarketing-Experte Philipp Zutt. «Insbesondere in der heutigen Zeit kann dies zum Bumerang werden, sollte es einen Shitstorm gegen den Schritt geben.»

Die Marke Toblerone sei bei der Kundschaft aber fest als Schweizer Produkt verankert – vergleichbar mit Ricola oder verschiedenen Schweizer Uhrenmarken, so Zutt. «Wenn diese Swissness bei den Kundinnen und Kunden so emotional besetzt ist, ist der rechtliche Schutz wohl sekundär.»

Der rechtliche Schutz, den das Label «Swissness» bietet, helfe vor allem kleineren Firmen, sich durchzusetzen.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 22.06.2022, 12:03 Uhr

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