Die Dekade: Seit 2009 sind in der Schweiz etwas über 31’000 Läden verschwunden. Ein Verlust, der nicht ganz kompensiert werden konnte – in der selben Zeit wurden weniger als 29’000 Geschäfte neu gegründet. «Das sind die Folgen des Strukturwandels im Detailhandel. Dazu gehören der Einkaufstourismus aber auch neue Konsumgewohnheiten und der Onlinehandel», meint Patrick Marty von der IG Detailhandel. Durch das grosse Sortiment und die Erreichbarkeit rund um die Uhr sei letzterer gegenüber dem stationären Handel klar im Vorteil. Seine Organisation begrüsst es deshalb, wenn die Kantone die Ladenöffnungszeiten liberalisieren. Die Spiesse würden sich dadurch wieder etwas angleichen.
Die Branchen: Elektronikfachgeschäfte wurden am stärksten gebeutelt. Es gingen doppelt so viele Läden ein, wie neugegründet wurden. Das liege einerseits tatsächlich am Onlinehandel, meint Heidi Hug vom Wirtschaftsauskunfts-Unternehmen Crif, das die Studie durchführte. «Das Elektronik-Sortiment macht den grössten Teil des gesamten Online-Handels aus.» Ausserdem werde der Markt auch im stationären Detailhandel von grossen Ketten wie Mediamarkt und Interdiscount dominiert. «Kleine haben Mühe, da Fuss zu fassen», so Hug.
Was aufgrund der sinkenden Auflagezahlen von Zeitungen und Magazinen erstaunen mag: Den Kiosken erging es eher gut. Das liege am stark ausgeweiteten Sortiment, welches schon länger über das klassische Kiosk-Angebot hinausgehe, erklärt Hug. «Ein Beispiel sind die alkoholischen Getränke. Viele Junge decken sich vor dem Ausgang an den Kiosken mit Alkohol ein.»
Die Lebensdauer: Knapp 30 Prozent aller neu gegründeten Geschäfte können ihr Zehn-Jahr-Jubiläum nie feiern. Die meisten von ihnen gehen bereits in den ersten Jahren nach der Gründung ein – ein Fünftel sogar schon nach einem Jahr. «Das liegt nicht nur am Internet», sagt Hug, «der Detailhandel war schon immer ein umkämpfter Markt». Oftmals würden die Geschäfte am fehlenden Konzept scheitern.
Die Kantone: Obwohl der schweizweite Trend im Detailhandel klar nach unten zeigt, konnten einzelne Kantone ein Wachstum verzeichnen. Im Tessin und in Luzern etwa gibt es über 200 Läden mehr als noch vor zehn Jahren. Rolf Bossart vom Detaillistenverband des Kantons Luzern sieht einen Grund dafür bei den restriktiven Ladenöffnungszeiten. Unter der Woche schliessen die Läden in Luzern um halb sieben Uhr abends – am Samstag bereits um 16 Uhr. «Ein Detaillist hat durchschnittlich zwei bis drei Angestellte», meint Bossart, «bei längeren Öffnungszeiten bräuchte er deutlich mehr Personal». Es sei also möglich, dass es die Luzerner Detaillisten wegen der tieferen Personalkosten einfacher haben.
Marty von der IG Detailhandel widerspricht. «Gewissweit stimmt das schon, doch restriktive Ladenöffnungszeiten können auch genau den gegenteiligen Effekt haben.» Deshalb stehe der Kanton Bern, der auch restriktive Öffnungszeiten hat, auf der Verliererseite. Bei der Liberalisierung gehe es darum, dass die Geschäfte im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben selber entscheiden können, wann sie offen haben und wann nicht.
Ob die längeren Öffnungszeiten den Geschäften mehr Vor- oder Nachteile bringen, lässt sich abschliessend nicht wirklich sagen. Die letzte Studie des Bundes dazu liegt über zehn Jahre zurück.