Gründe für die Wohnungsknappheit gibt es viele: Ein zentraler Treiber ist die Zuwanderung. Zehntausende Menschen kommen jährlich in die Schweiz, um hier zu arbeiten und zu leben. Sie brauchen eine Wohnung. Aber sie brauchen nicht alle ein Büro, sagt Donato Scognamiglio vom Immobilien-Beratungsunternehmen IAZI. «Viele Zuzüger arbeiten in hochpreisigen, gut bezahlten Jobs. Das hat einen Einfluss auf die Nachfrage nach Büroflächen. Aber es reicht nicht, um die leeren Büroflächen vor allem in den Agglomerationen aufzufüllen.»
Dazu kommt der Faktor Homeoffice. «Seit Covid haben die Leute festgestellt, dass es interessant ist, Homeoffice zu machen. Das führt dazu, dass man als Unternehmer zu viel Flächen hat.»
«Mit Immobilien kann man Geld verlieren»
Wie die neuesten Zahlen des Beratungsunternehmens IAZI zeigen, zahlen sich Investitionen in Büroliegenschaften kaum noch aus. «Das ist neu: Man kann Geld verlieren in Immobilien», weil es eben deutlich mehr Büros im Angebot gibt, als man gewinnbringend an Firmen vermieten kann. Allerdings: Die Büros – einfach so – rasch umzunutzen, geht nicht.
Die Gebäude müssen erst für viel Geld umgebaut werden. Oft fehlen Wände, WCs, Küchen und Balkone. Zudem sind die Liegenschaften teils an ungünstiger Lage. «Die Wohnungsknappheit ist eine Sache der Zentren, nicht der Agglomerationen. In den Randregionen kann es sein, dass ein Büro leer steht, es sich aber nicht lohnt, die Investition zu tätigen.»
Dazu kommen die rechtlichen Auflagen, etwa die Bau- und Zonenordnungen. Hier plädiert Immobilienmarkt-Experte Donato Scognamiglio für eine Flexibilisierung. «Heute könnte man vielerorts problemlos im Erdgeschoss Büros und Gewerbeflächen und in den oberen Stockwerken Wohnungen bauen.»
Die Wohnungsknappheit liesse sich allein mit der Umnutzung von Büros wohl kaum lösen, aber entschärfen, sagt Scognamiglio. «Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass wir Büros auch fürs Wohnen brauchen.» Und je mehr Büros längere Zeit leer stehen, desto grösser ist das Potenzial.