Nach den vielen Investitionen der Bergbahnen in den vergangenen Jahren gibt es ein Überangebot, sagt Andreas Deuber. Er leitet den Tourismusbereich der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Chur. «Das Überangebot besteht natürlich nicht an den Spitzentagen über Weihnachten oder während den Sportferien. Das Überangebot besteht ausserhalb dieser Spitzenzeiten unter der Woche, wo einfach sehr schlechte Auslastungen gegeben sind», so Deuber.
Das Überangebot besteht ausserhalb dieser Spitzenzeiten unter der Woche, wo einfach sehr schlechte Auslastungen gegeben sind.
Die Betreiber der Anlagen kämpfen nicht nur mit dem Überangebot unter der Woche, sondern auch mit saisonalen Schwankungen. Im Kanton Graubünden zum Beispiel werden 90 Prozent der Umsätze der Bergbahnen im Winter erwirtschaftet. Im Sommer fehlen die Gäste.
«Das führt dazu, dass diese fixkostenlastigen Anlagen häufig nicht genutzt sind. Deshalb sind die resultierenden Cashflows zu tief, um die laufend hohen Investitionen bestreiten zu können», sagt Deuber.
Bahnen rechnen mit Strukturbereinigung
Laut einer Umfrage des Beratungsunternehmens «PwC» rechnen zwei Drittel der befragten Bergbahnen mit einer Strukturbereinigung in der Branche. Das heisst, dass ohne neues Geld Bahnen verschwinden könnten. Im laufenden Jahr mussten verschiedene Bahnen saniert werden, zum Beispiel Moosalp, Hohsaas, Klosters-Madrisa, Wiriehorn, Pizol, Vals und andere.
Wenn man sich die Bilanzen der Unternehmen anschaut, ist die Situation von supersolide bis wirklich prekär.
43 Prozent der kleinen Betriebe beurteilen die Zukunft als schwierig. Auffallend bei den Bergbahnen sei der grosse Unterschied in den Bilanzen, sagt Philipp Lütolf, Professor an der Hochschule Luzern: «Wenn man sich die Bilanzen der Unternehmen anschaut, ist die Situation von supersolide bis wirklich prekär.»
Kaum verwunderlich. Gut laufen jene Bahnen, die im Winter und Sommer ausgelastet sind. Jungfraubahnen, Matterhorn, Titlis – diese Bergbahnen expandieren weiter. Jene Bergbahnen hingegen, die in Schieflage geraten, sind auf die Hilfe der öffentlichen Hand und die umliegenden Gemeinden angewiesen. Das haben die Beispiele der letzten Monate gezeigt.
«Die öffentliche Hand muss im Prinzip entscheiden, wie wichtig ihr die Gebiete sind. Wenn dann die Antwort ist ‹Diese Gebiete bringen volkswirtschaftlich viel Nutzen›, dann müssen sie auch die Kosten auf sich nehmen, um diese Gebiete zu erhalten», erklärt Lütolf.
Grosse Abhängigkeit der Berggebiete
Viele Berggebiete sind vom Tourismus abhängig. Allein bei den Betreibern der Bergbahnen arbeiten in der Schweiz 16'000 Personen im Personentransport und den direkt angeschlossenen Hotels und Restaurants. Viel Schnee und gutes Wetter würden der Branche helfen. Die strukturellen Probleme hingegen sind damit nicht gelöst.