Das Wichtigste in Kürze
- Wie geht es eigentlich der Schweizer Wirtschaft?
- Diese Frage drängt sich auf, weil die Konjunktur-Experten in den vergangenen Tagen gleich reihenweise ihre Prognosen zur Schweizer Wirtschaft nach unten korrigiert haben. Und zwar deutlich.
- Das klingt alarmierend. Aber ist es das auch?
Im Juni sah alles noch rosig aus: Die Schweizer Wirtschaft werde in diesem Jahr rund eineinhalb Prozent zulegen können, so der Tenor unter den Ökonomen. Doch jetzt – nur gerade drei Monate später – rechnen dieselben Ökonomen nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von knapp einem Prozent. Was ist passiert?
Dazu Jan-Egbert Sturm von der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich – er verweist auf das Bundesamt für Statistik: Das habe neulich seine bisherigen Wirtschaftsdaten zur Schweiz revidiert. «Es hat das Ende des Jahres 2016 und Anfang 2017 düsterer ausschauen lassen. Und das konnten wir faktisch nicht wissen; das ist eine neue Datengrundlage, die wir bis jetzt nicht gehabt haben», sagt Sturm.
Es hat das Ende des Jahres 2016 und Anfang 2017 düsterer ausschauen lassen. Und das konnten wir faktisch nicht wissen; das ist eine neue Datengrundlage, die wir bis jetzt nicht gehabt haben.
Das erklärt, warum neben der KOF auch verschiedene Banken ihre Prognosen für das laufende Jahr nach unten korrigiert haben. Das effektive Wirtschaftswachstum zu berechnen, ist tatsächlich schwierig: Erste Berechnungen des Bruttoinlandprodukts werden regelmässig ein paar Monate später wieder korrigiert. Und: Auch die Berechnungsmethoden werden laufend angepasst. So werden beispielsweise neuerdings die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung anders erhoben als früher
Die gute Nachricht dieses Mal ist: Die Ökonomen wie Sturm prognostizieren der Schweiz für das kommende Jahr ein deutlich beschleunigtes Wachstum von rund zwei Prozent. Das unter anderem dank dem Franken, der sich abgeschwächt hat.
Viel wichtiger ist, dass wir schon zweieinhalb Jahre hinter uns haben, in denen wir an der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet haben oder besser gesagt, die Firmen daran gearbeitet haben.
Sturm sagt: «Es hilft sicherlich, die Margen der Firmen wieder ein bisschen zu normalisieren. Aber es ist nicht der am meisten treibende Faktor. Viel wichtiger ist, dass wir schon zweieinhalb Jahre hinter uns haben, in denen wir an der preislichen Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet haben oder besser gesagt, die Firmen daran gearbeitet haben. Und: In dem wir jetzt tatsächlich anfangen können, von dieser Erholung Europas und der Welt zu profitieren.»
Das käme vor allem den Schweizer Exportunternehmen zugute. Aber eben, Prognosen sind – wie die jüngste Revision der Zahlen zeigt – auch dieses Mal mit Vorsicht zu geniessen.