SEF-Award-Sieger - Einst bejubelt – heute erfolgreich... oder pleite

Der Swiss Economic Award ist ein Ritterschlag für Schweizer Start-ups – aber kein Schutz vor Flops. Ein Rückblick.

Seit 1999 gibt es den Swiss Economic Award. Er ist mit 25’000 Franken dotiert. In den Genuss kommen junge Schweizer Unternehmen, die durch besondere Innovationen auffallen.

Doch der Ruhm von heute kann schnell zum Schnee von gestern werden. Einige Gewinner wissen ein Lied davon zu singen:

Swiss Economic Award – Was ist aus den Start-ups geworden?

1999:

Den allerersten SEF-Award erhielt Cytos Biotechnology. Das ETH-Spin-off ging an die Börse, versiebenfachte seinen Wert. Dann der Absturz: Der Kurs sank auf 15 Rappen. Einziger Hoffnungsträger in der Pipeline war ein Asthmamedikament – wirkungslos. Es kam zum Zusammenschluss mit Kuros. Auch die zweit- und drittplatzierten Firmen gibt es nicht mehr.

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2000:

Die Jucker Farmart AG holte Silber. Der Erlebnisbauernhof in Aathal-Seegräben – plus inzwischen drei weitere Höfe – ist äusserst populär. Das zeigt auch dieses Bild eines Castings für einen Bauernkalender. Adrian Remund, heute Tele-M1-Moderator, posierte 2009 dafür auf dem Juckerhof. Die erstplatzierte Firma, Opto Speed SA, existiert nicht mehr.

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2001, 2002:

Das Freiburger Unternehmen Dartfish, 2001 ausgezeichnet, macht von Fussballspielen oder Skirennen Videoanalysen, auf die kaum ein TV-Sender oder Trainer verzichten kann. Vor 20 Jahren bei der Gründung dabei war Martin Vetterli. Heute ist er Präsident der ETH-Lausanne. Auch Award-Winner Mimotec (2001) und Chemspeed (2002) sind bis heute erfolgreich.

nouvo.ch

2003:

Das Forschungs-Start-up Axovan, damals auf Platz 3, wurde noch im selben Jahr von der Biotechfirma Actelion, die schon an Gründung beteiligt war, übernommen. Die ebenfalls ausgezeichnete Qualidoc AG, Entwicklerin von medizinischen Software-Applikationen, wurde im Jahr 2008, zehn Jahre nach ihrer Gründung, aus dem Handelsregister gelöscht.

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2004:

Vom Pionier zum Marktführer: Die erstplatzierte Sensirion AG aus Stäfa ging im März 2018 mit ihren Mikrosensoren an die Börse. Esmertec (2. Platz, Software für Mobiltelefone), erlebte 2005 einen tiefen Fall und fusionierte 2009 mit Purple Labs zur Myriad Group. Die Hocoma AG (3. Platz, Robotik) schloss sich 2016 mit DIH Internartional zusammen.

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2005:

Gewinner wurden ab dem Jahr nach den Sektoren Dienstleistung, Produktion/Gewerbe und Hightech/Biotech ausgewählt. Unter ihnen: Helvetic Airways. Sie hält sich im harten Luftfahrtgeschäft erfolgreich. Oblamatic (Sensoren im Sanitärbereich) baut gerade ein Zentrum in Chur. Und der Echovox-Gründer (Handy-Mehrwertdienste) ist heute für Facebook tätig.

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2006:

Was mit 17 Jahren in einem Stall begann, ist heute Thömus Veloshop. 2011 gab Thomas Binggeli die Leitung ab und ging als CEO (später auch VR-Präsident) zu BMC. 2014 kehrte der Berner zu Thömus zurück und spaltete 2017 die myStromer AG von BMC ab. Die im selben Jahr ausgezeichnete Lorenzini AG gehört seit bald zehn Jahren dem Gastroriesen Bindella.

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2007:

Die Iglu-Dorf GmbH hat ihre Ballonbauweise patentieren lassen, ins Ausland expandiert und feiert nun ihr 20-jähriges Bestehen. Die Saison 2015/2016 lockte laut Firmenangaben 10’000 Gäste an. Das Team hält zudem den Weltrekord für das grösste Iglu aus Schneeblöcken. Die damals ebenfalls prämierte Lolox AG hat in 14 Jahren 40 Lolipop-Shops eröffnet.

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2008:

Klein? Nein. Elektronikhändler Digitec heisst nun Digitec Galaxus und hat 2017 einen Umsatz von 861 Mio. erzielt. Seit 2015 ist die Migros Mehrheitsaktionärin. Mitgründer Marcel Dobler (FDP/SG) sitzt im Nationalrat. Weitere Abräumer: G.P.N. GmbH (Götti Brillen) hat noch mehr Preise gewonnen. Und Anteis (Beautymedizin) ging 2013 an Merz Pharma über.

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2009:

Dominik Kaisers 3 Plus Group mit den Sendern 3+, 4+ und 5+ ist nach wie vor im TV-Geschäft, trotz zeitweiligen Ärgers wegen Bakom-Auflagen und Call-In-Quizshows. Anderen erging es anders, etwa Joiz, siehe 2014. Der Co-Gewinner Evatec (Verdampfungsanlagen) expandiert derweil. Und Spectraseis (Mikroseismik-Technologie) wurde 2015 von ESG übernommen.

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2010:

Eine Spezialkamera von Dectris (digitale Röntgendetektoren) hat jüngst einem Forscherteam im Kampf gegen Plastikmüll dazu verholfen, die Struktur eines PET-fressenden Enzyms zu bestimmen. Swiss Diamond International stellt immer noch Antihaft-Kochgeschirr her. Für diese gab es schon vor der Gründung eine Goldmedaille an der Erfindermesse Genf 1999.

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2011:

Anfang 2017 hat das US-Unternehmen Magic Leap den 3D-Bereich des prämierten Start-ups Dacuda, bekannt für seine Scan-Maus, gekauft. Ehemalige Dacuda-ler haben darauf die Softwarefirma PXL Vision gegründet. Weitere Gewinner: Der Heimlieferservice Gourmet15box und Loylogic, e-Business-Lösungen für Kundenbindungsprogramme von Airlines und Hotelketten.

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2012:

Livesystems zeichnete für PassengerTV (Werbescreens in Bussen) verantwortlich. Seit Herbst 2017 heisst das Ganze nau.ch und zeigt neben lokaler Werbung auch selbst produzierte News. Auch ein Berner Sieger: Jumi Käse und Fleischspezialitäten begann mit einem Marktstand in der Münstergasse. Ein weiterer Stand findet sich in London, ein Laden in Wien.

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2013:

Das Spezielle an Gewinnerin Carnosa sind ihre Fleisch-Abnehmer: Vom Gefängnis bis zum Sternerestaurant wird beliefert, wer besondere Bedürfnisse hat – auch nach dem Besitzerwechsel 2017. Virtamed bekam den Preis für ihre Simulatoren für medizinische Eingriffe; die Spitex zur Mühle für ihre Dienstleistungen für Kunden mit hohen Qualitätsansprüchen.

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2014:

Tragisches Ende für Joiz. Der Jugendsender mit starker Social-Media-Präsenz musste 2016 die Reissleine ziehen, 75 Stellen waren weg. Auch die deutsche Tochter musste den Stecker ziehen. Die On AG (Laufschuhe) hatte dagegen einen Lauf und heimste weitere Preise ein. Die dritte im Bunde, die Optotune AG, baut ein Optoelektronikzentrum in Slowenien.

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2015:

Fleisch im Pelzmantel, mit Schimmel umhüllt, ist die Spezialität von Luma Beef. Die Fleischdelikatessen der Schaffhauser Jununternehmer kann man online bestellen. Mitgewinner in dem Jahr: iNovitas kreiert 3D-Modelle von Städten – vergleichbar mit Google Street View. Und Piqur Therapeutics, Spin-off der Uni Basel, hat ein Übernahmeangebot aus China.

SRF

2016:

Die Prämierten: Die Winterthurer Brauerei Dopelleu fusionierte 2017 mit Boxer und vertreibt ihr «Chopfab»-Bier auch via Coop. Die High-Tech-Werkstoffe aus Naturfasern der Freiburger Jungs von Bcomp sind unter anderem bei Skiherstellern sehr gefragt. Und The Nail Company: Das sind nun schweizweit über 15 Manicure-Pedicure-Bars und 100 Angestellte.

Swissinfo

2017:

Einer der letztjährigen Gewinner ist Felfel; ein Unternehmen, das Essensautomaten mit Frischware am Arbeitsplatz aufstellt. Die Kühlschränke lassen sich mit einem Badge öffnen. Nach Angaben der Veranstalter ist der Swiss Economic Award die wichtigste Auszeichnung für Jungunternehmen in der Schweiz. Auch dieses Jahr werden drei der Preise vergeben.

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Am Freitag, 8. Juni, erhalten die nächsten Jungunternehmen den Award, um 14.15 Uhr. So heissen die Finalisten:

Kategorie Produktion & Gewerbe

• Relish – Hersteller hochwertiger Gitarren (Sempach/LU)
• L.E.S.S. – Designer und Hersteller innovativer Beleuchtungssysteme (Renens/VD)
• Ava – Entwickler eines Armbands zur Erkennung des Zyklus- und Fruchtbarkeitsfensters (Zürich)

Kategorie Hightech & Biotech

• Bestmile – Anbieter der ersten Cloud-Plattform der Welt zum Betrieb und zur Optimierung autonomer Fahrzeugflotten (Lausanne/VD)
• Nanolive – Entwickler einer Technologie zur 3D-Untersuchung einer lebenden Zelle, ohne diese zu beschädigen (Ecublens/VD)
• Topadur – Entwickler von Medikamenten zur Wundheilung (Schlieren/ZH)

Kategorie Dienstleistung

• Batmaid – Anbieter einer Plattform zur Haushaltsreinigung (Lausanne/VD)
• FAIRTIQ – Anbieter einer App zur preiswertesten Fahrkarte (Bern)
• zkipster – Anbieter einer Software zur Erstellung und Auswahl exklusiver Gästelisten (Zürich)

Interviews

SRF

Alle «ECO Spezial»-Gespräche vom Swiss Economic Forum sind hier zu finden.