Wie sicher sind unsere Pensionskassen? In den ersten vier Monaten des Jahres verbuchten die Pensionskassen in der Schweiz auf ihren Anlagen ein Minus von 3.9 Prozent. Der Deckungsgrad sank im Schnitt um 4.9 auf 103 Prozent. Der Deckungsgrad zeigt, ob eine Pensionskasse in der Lage ist, sämtliche Leistungsverpflichtungen zu erfüllen.
Das ist zwar immer noch gut genug, denn eine Pensionskasse wird in der Regel erst bei einem Deckungsgrad von 90 Prozent zu einem Sanierungsfall. Erst dann müssten Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam Geld einschiessen, um die Kasse zu stabilisieren. Davon sind wir noch weit entfernt. Es gibt nur wenige Kassen, die in eine Unterdeckung geraten sind.
Was hat zum Rückgang des Deckungsgrads geführt? In erster Linie waren die fallenden Aktienkurse dafür verantwortlich. Das lässt ich am Beispiel der Schweizer Bluechip-Börse exemplarisch zeigen. Am 24. Februar erreichte der SMI einen Höchststand von 11'270 Punkten, heute befindet er sich bei rund 9650 Punkten. Innerhalb von nur zwei Monaten sank der SMI um fast 15 Prozent.
Pensionskassen können bis zu 50 Prozent des Vermögens in Aktien halten. Aktuell liegt der durchschnittliche Aktienanteil bei 31 Prozent. Praktisch alle Schweizer Pensionskassen sind in SMI-Werte investiert. Jeden zweiten Franken investiert die 2. Säule jedoch Ausland, wobei sie die Währungsrisiken zu einem grossen Teil absichert. Das hat die Kassen trotz Börsenminus stabilisiert.
Wie können Pensionskassen Rendite erwirtschaften? Im Finanzmarkt sind die Zinsen immer noch sehr tief. Als sicher geltenden Obligationen, wie etwa Schweizer Bundesanleihen, werden negativ verzinst und werfen keine Erträge mehr ab. Unsere Pensionskassen sind also auf funktionierende Aktienmärkte angewiesen, um Gewinne zu erwirtschaften. Gewisse Pensionskassen verfügen neben festverzinslichen Anlagen, alternativen Anlagen wie Hedge Fonds oder Immobilien einen Aktienanteil von bis zu 40 Prozent.
Was bedeutet die Krise für die Versicherten? Die Pensionskassen könnten weiter unter Druck geraten. Mit zunehmenden Zahlungsschwierigkeiten der Unternehmen geraten Arbeitgeberbeiträge in Gefahr. Das ist vor allem in einzelnen Branchen der Fall, bei denen es in den vergangenen Wochen zum kompletten Lockdown gekommen ist. Gleichzeitig melden Kassen eine Zunahme von Fällen psychischer Invalidität, was die Rentenkassen weiter belastet.
Durch das weiterhin tiefe Zinsniveau und die steigende Lebenserwartung sind Kassen gezwungen, den Umwandlungssatz zu senken. Mit durchschnittlich 5.53 Prozent liegt der Umwandlungssatz 2020 nochmals 0.1 Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr, was für Arbeitnehmende, die ins Pensionsalter kommen, tiefere Renten bedeutet.