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Skywork-Grounding «Es dürfte weitere Groundings geben»

Die Regionalfluggesellschaft Skywork hat ihren Betrieb eingestellt. Seit Mittwochabend starten und landen keine Flugzeuge der Airline mehr auf dem Flughafen Bern-Belp.

Betroffen sind über 100 Angestellte und 11'000 Passagiere. Aviatikexperte Andreas Wittmer ordnet das Skywork-Grounding ein.

Andreas Wittmer

Aviatikexperte

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Andreas Wittmer lehrt am Institut für Systemisches Management und Public Governance der Universität St. Gallen. Er beschäftigt sich unter anderem mit dem Flugwesen.

SRF News: Hat Sie das Grounding überrascht?

Andreas Wittmer: Ein bisschen schon. Richtig überrascht war ich aber, dass immer wieder jemand Geld in eine regionale Gesellschaft investiert hat. Denn Regionalgesellschaften haben im Luftverkehrsmarkt einen sehr schweren Stand.

Könnte es mit Skywork nicht doch noch weitergehen?

In der Vergangenheit hat Skywork immer wieder Geldgeber gefunden. Sie hat mehrere Chancen erhalten, ihre Nische zu finden. Und, wer weiss, vielleicht passiert das auch jetzt wieder. Aber die Vergangenheit zeigt auch, dass die Airline immer wieder gegroundet oder nur knapp nicht gegroundet wurde. Es ist ein schwieriger Markt, und man muss sich gut überlegen, in was man investiert.

Weshalb hat es Skywork nicht geschafft?

Die Regionalfluggesellschaften haben meist kleine Flugzeuge. Das heisst, sie können nicht die gleichen wirtschaftlichen Effekte erzielen wie grössere Fluggesellschaften mit grösseren Flugzeugen.

Regionalgesellschaften haben im Luftverkehrsmarkt einen sehr schweren Stand.

Regionale Gesellschaften sind oft auf regionalen Flughäfen angesiedelt mit einem beschränkten Einzugsgebiet. Ausserdem können sie dort weniger von grossen Airlines profitieren. Die Helvetic Airlines hat zum Beispiel in Zürich den Vorteil, dass die Swiss auch dort ist und Passagiere zubringen kann. Eine kleine Airline auf einem Regionalflugplatz hat diesen Vorteil nicht.

Gäbe es einen Weg für eine kleinere Airline, in der Schweiz Erfolg zu haben?

In Altenrhein (SG) gibt es ein Beispiel: Die Airline People’s fliegt von dort viermal täglich nach Wien – und das erfolgreich. Die Airline gehört dem Flughafen Altenrhein, der sie damals auch gegründet hat. Das funktioniert, weil People’s eine Nische bedient. Der Flug von Altenrhein nach Wien ist vor allem für den Vorarlberger Markt wichtig. Damit wird das Flugzeug schon zu mehr als der Hälfte gefüllt, und das regelmässig. Hinzu kommt der Ostschweizer Markt. Es ist eine klare Nische und ein Monopol. So kann das funktionieren.

Skywork wollte neu eine Strecke ab Lugano anbieten. Was heisst das Grounding für den dortigen Flughafen?

Es hatte mich sehr gefreut, von der neuen Strecke zu hören, weil ich sie als Chance für Skywork sah, das Netzwerk zu erweitern. Man wollte die Tessiner Passagiere über Bern auch in andere Destinationen bringen und so das Einzugsgebiet für Bern vergrössern.

Es ist schade, dass Skywork vor dem ersten Flug vom Flughafen Lugano gegroundet worden ist.

Für die Tessiner wäre das sicher ein Vorteil gewesen. Es ist schade, dass Skywork nun vor dem ersten Flug gegroundet worden ist.

Steht der Tessiner Flughafen nun auf der Kippe?

Das kann ich nicht beurteilen. Ich denke nicht. Der Flughafen ist ja nicht nur von dieser einen Verbindung von Skywork abhängig. Dort findet weiterer Luftverkehr statt. Aber eine feste Verbindung trägt schon stark zum finanziellen Resultat bei, weil dabei am meisten Passagiere befördert werden. Und diese bezahlen eine Flughafengebühr.

Werden uns Meldungen von Groundings oder Beinahe-Groundings auch in Zukunft beschäftigen?

Das wird immer wieder vorkommen. Es ist auch in der Vergangenheit wiederholt passiert – im Speziellen bei kleinen, regionalen Fluggesellschaften. Und dies nicht nur in der Schweiz, sondern überall auf der Welt. Ihnen fehlen die Grösseneffekte. Wenn sie dann auch keine spezifische Nische haben, wird es schwierig. Oft sind die Flugzeuge zu klein, um die Kosten decken zu können. Schliesslich herrscht ein Preiskampf. Das ist kein Schweizer Problem, sondern ein generelles Problem der Luftfahrt.

Das Gespräch führte Isabelle Maissen.

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