Die Nationalbank müsse offener kommunizieren. Das sei sie der Öffentlichkeit schuldig, sagt Yvan Lengwiler von der Universität Basel. Der Wirtschaftsprofessor hat sich mit zwei weiteren Notenbankexperten zum sogenannten SNB-Observatorium zusammengeschlossen.
Lengwiler begründet das so: «Die Nationalbank ist die wichtigste wirtschaftspolitische Institution in unserem Land. Es gehört einfach zu einem demokratischen Staat, dass man eine derartige Institution zur Rechenschaft ziehen kann. Das kann man nur, wenn man versteht, wie sie arbeitet und wie sie funktioniert.»
Mehr Einblick in die SNB-Arbeit gefordert
Bei ihren folgenreichen Entscheiden wie etwa zu den Negativzinsen gebe die Nationalbank jeweils nur das Ergebnis bekannt. Das genüge nicht, kritisiert Lengwiler: «Die Nationalbank sollte uns ihre Alternativen darlegen. Welche Alternativen hat sie tatsächlich betrachtet?»
Lengwiler will SNB-Entscheide nachvollziehen können und sagt weiter: «Weshalb hat sie die alternative Vorgehensweise nicht gewählt? Gab es möglicherweise auch unterschiedliche Ansichten innerhalb des Direktoriums? Welche Punkte wurden kontrovers diskutiert und weshalb?»
Die SNB-Verantwortlichen sollten der Öffentlichkeit also mehr Einblick in ihre Arbeit geben, finden Lengwiler und seine Mitstreiter Stefan Gerlach und Charles Wyplosz. Die Ökonomen bemängeln zudem, dass das federführende Nationalbankdirektorium mit nur drei Mitgliedern zu klein sei.
Je mehr Köpfe mitredeten, desto besser
Andere Notenbanken wie die Europäische Zentralbank hätten viel grösser Entscheidungsgremien: «Wenn es eine breite Basis von Meinungen in einem Gremium gibt, dann gibt es auch eine vertiefte, schwierigere oder robustere Diskussion. Das führt klarerweise zu weniger Fehlern.» Zwar mache die SNB ihre Arbeit insgesamt gut, aber sie könne es immer noch besser machen.
Die SNB reagiert schriftlich, sie erfülle mit der bestehenden Struktur ihr Mandat: «Die Preisstabilität konnte wie in kaum einem anderen Land gewährt werden und die wirtschaftliche Entwicklung war im internationalen Vergleich sehr gut.» Weiter schreibt sie, die SNB führe einen intensiven Dialog mit der Öffentlichkeit. Ziel sei es, «die Geldpolitik für alle gut verständlich und transparent zu erläutern». Zu den Vorschlägen des SNB-Observatoriums nimmt sie keine detaillierte Stellung.