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Solarunternehmen in Nöten Eine Finanzspritze für Meyer Burger

  • Das angeschlagene Schweizer Solarunternehmen Meyer Burger kann sich ein finanzielles Polster verschaffen.
  • Das Unternehmen teilt mit, dass Gläubiger eine Überbrückungsfinanzierung von fast 40 Millionen Dollar zugesichert haben.
  • Meyer Burger kämpft seit Monaten mit grossen Problemen. Zuletzt kündigte Mitte November der grösste Auftraggeber seinen Vertrag mit Meyer Burger fristlos.

An der Börse wurde erst einmal gefeiert. Um beachtliche 250 Prozent ziehen die Aktien zum Wochenschluss an, nachdem das Unternehmen am Morgen mitgeteilt hatte, sich von seinen Bondhaltern eine Überbrückungsfinanzierung gesichert zu haben. «Die erste Tranche über knapp 20 Millionen sollte noch im Laufe des heutigen Tages bei uns eingehen», kündigt CEO und VR-Präsident Franz Richter im Gespräch mit Journalisten an.

Arbeiter bei der Arbeit.
Legende: Die nun erhaltene Überbrückungsfinanzierung verschafft Meyer Burger für die kommenden Wochen etwas Luft. Keystone/SEBASTIAN KAHNERT

Bekannt ist, dass für die restlichen Tranchen bestimmte Meilensteine erfüllt werden müssen. Einer der wichtigsten sind die Verhandlungen mit dem Mitte November überraschend abgesprungenen Grosskunden Desri. Dessen Kündigung hatte vor wenigen Wochen das ohnehin problembeladene Unternehmen an den Rand des Abgrunds gedrängt.

Trotzdem war Meyer Burger mit dem wichtigsten Kunden in Verhandlungen geblieben. Die Frage sei nun, wie ein möglicher neuer Vertrag aussehen könnte, heisst es in ersten Kommentaren am Markt. Bei der ZKB etwa sorgt sich der zuständige Experte, dass die Konditionen deutlich schlechter als zuvor sein könnten.

Abgesprungener Grosskunde hat weiter Interesse

Aber davon will zunächst niemand etwas hören. Auch der Meyer-Burger-Chef äussert sich dazu nicht. Stattdessen betont er, dass Desri ein grosses langfristiges Interesse an Solarmodulen aus nicht-chinesischer Produktion habe. Die Verhandlungen sollen denn auch noch im Dezember zu einem Abschluss kommen.

Franz Richter
Legende: Ein langfristige und ausgewogene Finanzierung: das Ziel des Chefs Franz Richter. Keystone/PETER KLAUNZER

Was genau die Gründe für die spontane Kündigung sind, darüber hält sich Richter bedeckt. Am Ende sei das US-Unternehmen vor allem mit dem Finanzierungsmodell von Meyer Burger nicht komplett zufrieden gewesen, sagte er. Letztlich würden die Kunden unter anderem durch Vorkasse die Produktion finanzieren. Mit den diversen Problemen des Unternehmens kein risikofreies Investment.

Kurzfristig Luft, langfristig Stabilität

Die nun erhaltene Überbrückungsfinanzierung verschafft Meyer Burger für die kommenden Wochen etwas Luft. Am Ende stünde aber eine langfristig ausgewogene Finanzierung ganz oben auf der Liste der Ziele. Es sei nicht seine Absicht, in absehbarer Zeit erneut nach Finanzierungsmöglichkeiten suchen zu müssen, so der Unternehmenslenker. 

Für ihn stellt die Brückenfinanzierung durch einige bestehende Anleihegläubiger aber auch ein wichtiges Vertrauens-Signal dar. Am Ende hätten auch sie die Abwägung machen müssen, ob sie noch ausreichend Substanz für eine weitere Finanzierung sähen oder nicht. «Zum Glück fiel die Antwort positiv aus.»

Im Rahmen der Vereinbarung mit diesen Gläubigern wird Meyer Burger laut CEO neue Anleihen erhalten. Die genauen Konditionen folgen noch zu einem späteren Zeitpunkt.

Überlebenschancen von mehr als 50 Prozent

Insgesamt verhandelt Meyer Burger laut Richter derzeit mit zwei bereits bestehenden Kunden – Desri ist einer davon – sowie den verschiedenen Bondholdern. Wie die nun zugesagte Fazilität zeige, hätten nicht zuletzt auch die Anleihegläubiger ein starkes Interesse daran, dass Meyer Burger eine stabile Lage erreiche.

Und dass dies am Ende gelingt, davon zeigt sich der Manager überzeugt. Auf die Frage, wie gut denn die Überlebenschancen stünden, sagte Richter: «Ich denke schon, dass unsere Chancen bei klar mehr als 50 Prozent liegen.»

SRF 4 News, 06.12.2024; 12:30 Uhr ; 

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