Als Whatsapp am 24. Februar 2009 in Kalifornien gegründet wurde, verschickte die App noch keine Nachrichten. Bloss einen Status konnte man setzen und so zeigen, was man gerade tut: «Ich bin im Kino», «Ich bin am Arbeiten», «Ich sitze auf der Toilette».
Als Apple einige Monate später Push-Benachrichtigungen für das noch junge iPhone einführte, begannen Whatsapp-Nutzerinnen und -Nutzer, sich Statusänderungen als Kurznachrichten zu schicken. Dank der neuen Push-Funktion wurden sie umgehend zugestellt.
Kurz darauf bauten die Whatsapp-Macher die Kurznachrichtenfunktion ganz offiziell in die App ein. Von da an ging es steil nach oben: Aus einer Handvoll Nutzerinnen und Nutzern wurden schnell eine Viertelmillion. Heute setzen weltweit fast drei Milliarden Leute auf Whatsapp, das seit zehn Jahren zu Meta, Mark Zuckerbergs Facebook-Konzern, gehört.
Ein soziales Netzwerk ohne Algorithmus
Hauptgrund für den Erfolg: Whatsapp war anfangs gratis – sowohl die App selbst als auch das Verschicken der Nachrichten. In der Schweiz, wo man im Jahr 2009 noch bis zu 25 Rappen für eine einzelne SMS zahlte, ein guter Grund, zu Whatsapp zu wechseln. Im Mutterland USA dagegen, wo die Mobilfunkanbieter schon früh mit SMS-Flatrates lockten, begann der Siegeszug der App erst später.
Auch 15 Jahre später ist Whatsapp gratis. Dafür kamen einige neue Funktionen dazu: Telefonieren, Video-Anrufe, Gruppenchats und Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Letzteres heisst: Nur der Sender und die Empfängerin können eine Nachricht lesen, WhataApp bekommt vom Inhalt nichts mit. Das ist auch bei Gruppenchats so.
Diese Gruppenchats sind über die Jahre zu einer der beliebtesten Funktionen der App geworden und für nicht wenige ein Ersatz für soziale Netzwerke wie Facebook oder Instagram. Dort bestimmt ein Algorithmus, was auf der Plattform gezeigt wird.
In Whatsapp-Gruppen dagegen sind nur Nachrichten zu sehen, die Freundinnen und Freunde veröffentlichen. Schön zeitlich der Reihe nach sortiert und nicht vom Algorithmus kuratiert, der einen mit emotionalen und kontroversen Inhalten an die Plattform fesseln will, um möglichst viel Werbung zu zeigen.
Lynch-Morde in Indien
Als soziales Netzwerk kann Whatsapp aber problematischer sein als «offene» Plattformen wie Facebook. Denn im Gegensatz zum Newsfeed von Facebook und Co. dringen in Gruppenchats keine Informationen von aussen ein. Und Gruppendynamik führt dazu, dass interne Kritik oft verstummt. Das kann zur politischen Polarisierung und zur Radikalisierung der Mitglieder beitragen.
So waren etwa während der Corona-Pandemie in Whatsapp-Gruppen viele Falschinformationen zu finden. In Brasilien gab es vor den Präsidentschaftswahlen 2019 in Whatsapp-Gruppen gezielte Desinformationskampagnen des Bolsonaro-Lagers. Und in Indien soll in Whatsapp-Gruppen verbreitete Hetze gegen Minderheiten zu Lynch-Morden geführt haben.
Whatsapp hat deswegen die Verbreitung von Nachrichten eingeschränkt: Eigene Inhalte können nur noch bis zu fünfmal mit anderen geteilt werden, bereits geteilte Inhalte nur noch einmal weitergeleitet. Die Politik will noch weitergehen: Seitens der EU gab es in den vergangenen Jahren Pläne, die Verschlüsselung bei Whatsapp (und anderen Nachrichten-Apps) zu schwächen. Doch bis jetzt ist noch nichts dergleichen umgesetzt worden. Und Sicherheitsexperten stehen entsprechenden Massnahmen sehr kritisch gegenüber.