- Für manche gilt die zunehmende Akademisierung der Berufsbildung als Grund für den Mangel an LKW-Fahrernachwuchs.
- Andere beklagen die schlechte Bezahlung der Fachkräfte, die meist nur noch aus dem Ausland zu rekrutieren seien.
- In den kommenden Monaten dürfte das Thema wieder auf der Agenda stehen – wenn es um neue Lohnvereinbarungen geht.
Nur gerade 200 junge Männer und Frauen pro Jahr schliessen eine Lehre als Lastwagen-Chauffeur ab. Das sei zu wenig, klagt der Nutzfahrzeugverband Astag.
Schuld am Nachwuchsmangel sei die zunehmende Akademisierung der Berufsbildung. Deswegen müssten die Spediteure vermehrt auf ausländische Fahrer zurückgreifen.
Opfer der Akademisierung?
Diesen Zusammenhang sieht man beim Berufsverband der Chauffeure anders. Der Nachwuchsmangel stehe stellvertretend für den Trend im Schweizer Bildungswesen, sagt Astag-Vizedirektor André Kirchhofer. Man beobachte, «dass sehr viele Jugendliche sich entscheiden eine Matura oder eine Berufsmatura zu machen, und die klassische handwerkliche Lehre, zu der wir auch den Chauffeur-Beruf zählen, etwas an Stellenwert und auch an Image verliert.»
Der Chauffeurberuf als Opfer der Akademisierung? David Piras vom Berufsverband Les Routiers Suisses sieht die Gründe für den Nachwuchsmangel anderswo – bei den schlechten Gehaltsaussichten nämlich: «Wir wissen, dass wir mit den Löhnen ein Problem haben im Vergleich mit anderen Branchen».
Viele aus Osteuropa
Der Durchschnittslohn eines Chauffeurs liegt bei 5400 Franken, wie eine Umfrage von Les Routiers Suisses bei seinen Mitgliedern ergeben hat. Das ist vergleichbar mit einem Elektriker – auch das ein Tieflohnberuf.
Die Löhne seien vor allem wegen der ausländischen Chauffeure unter Druck, sagt Piras. Rund 3000 pro Jahr würden von den Transportunternehmen angestellt, viele davon aus Osteuropa: «Sie kommen zum Teil von weiter entfernten Ländern, in denen Löhne um 1000, 1200 Euro oder noch tiefer bezahlt werden.» Also seien diese Leute bereit, für wesentlich weniger als den Schweizer Durchschnittslohn hier arbeiten zu kommen.
«Unternehmen bleibt nichts anderes übrig»
Dass der Nachwuchsmangel an der Konkurrenz von ausländischen Fahrern liegen könnte, davon will man beim Verband der Spediteure indes nichts wissen. Es sei gerade andersrum: «Weil es eben in der Schweiz einen Nachwuchsmangel gibt, bleibt vielen Unternehmen gar nichts anderes übrig, als zusätzliche Fachkräfte im Ausland zu rekrutieren», ist Astag-Vizedirektor Kirchhofer überzeugt.
Die unterschiedliche Lagebeurteilung der beiden Sozialpartner Astag und Les Routiers Suisse dürften in den kommenden Monaten noch zu reden geben. Denn es stehen Gespräche um neue Lohnvereinbarungen an.