Kein anderes Land der Welt hat eine höhere Dichte an Millionären und Millionärinnen als die Schweiz, nämlich über eine halbe Million. Das Wirtschaftsmagazin «Bilanz» hat für sie wie jedes Jahr eine eigene Ausgabe vorbereitet. Christian Frey hat berechnet, was die wohlhabenden Menschen zum Wohlstand der restlichen Schweizerinnen und Schweizer beitragen. Frey arbeitet bei Economiesuisse und an der Universität Luzern.
Um es vorwegzunehmen: Ohne die Reichen wäre unser Wohlstand deutlich geringer. Das hat vor allem mit dem progressiven Steuersystem und mit der AHV zu tun.
Steuersystem: Wer mehr verdient, bezahlt mehr
Bei den Steuern gilt: Wer mehr verdient, zahlt mehr. Aber es ist überproportional mehr. «Die einkommensstärksten ein Prozent der Bevölkerung erzielen zwar 11 Prozent aller Einkommen, bezahlen aber 24 Prozent der Einkommenssteuern», sagt Frey aufgrund seiner Studienergebnisse.
Freys Untersuchung zeichnet ein Gesamtbild aller Einkommenssteuern. Darin enthalten sind Bundessteuern, Kantons- und Gemeindesteuern. Nimmt man den Steuerbeitrag der reichsten 10 Prozent unter die Lupe, dann wird das Bild sogar noch deutlicher: «Die einkommenstärksten zehn Prozent bezahlen die Mehrheit aller Einkommenssteuern in der Schweiz.»
Mehr als 50 Prozent der Ausgaben für Schulen, Spitäler, Strassen, Züge und weitere öffentliche Aufgaben kommen also von den einkommensstärksten 10 Prozent.
AHV: Gedeckelte Renten, aber ungedeckelte Beiträge
Damit nicht genug, denn diese 10 Prozent der Reichsten leisten auch einen grossen Beitrag an die AHV. Damit werde AHV zu einer eigentlichen Reichensteuer, so Frey. «Die AHV-Renten sind gedeckelt. Es gibt eine Maximalrente. Doch die Lohnbeiträge sind nicht gedeckelt. Die bezahlt man aus dem gesamten Einkommen.» Insbesondere die Spitzenverdiener leisteten einen grossen Beitrag, so Frey.
Wer zum Beispiel pro Jahr eine Million Franken verdient, zahlt jährlich 42000 Franken in die AHV ein. Wer nur 50000 Franken pro Jahr verdient, zahlt 2100 Franken ein. Der Einkommensstarke kriegt im Alter aber nicht mehr Rente als der Einkommensschwache.
Vermögenssteuer ist noch progressiver
Nicht untersucht hat Christian Frey die Vermögenssteuern. Ein Vergleich ist da schwieriger, weil es auf Bundesebene keine Vermögenssteuer gibt.
Weil die Vermögenssteuern aber noch progressiver ausgestaltet sind als die Einkommenssteuern, zahlen die Reichsten auch den grössten Teil der sieben Milliarden Franken Vermögenssteuern, die die Schweiz jährlich einnimmt.