Seit Montag sind die Läden wieder offen. Viele freuen sich darüber, endlich wieder durch Einkaufszentren schlendern zu können. Getrübt wird das Einkaufserlebnis durch die strengen Auflagen.
Am gravierendsten ist die Einschränkung für grössere Non-Food-Geschäfte mit einer Fläche ab 1500 Quadratmetern. Dort ist pro 25 Quadratmeter lediglich ein Kunde zugelassen. Das bedeutet für die Geschäfte weniger Kunden und für die Kunden längere Warteschlangen.
Der Schweizer Detailhandelsverband Swiss Retail Federation hat zudem strenge Empfehlungen abgegeben. So wird unter anderem empfohlen, dass nur noch eine erwachsene Person pro Haushalt einkaufen gehen soll. Menschenansammlungen vor Läden gelte es zu verhindern und aufzulösen. Mithilfe von Durchsagen und Informationen solle eine gute Verteilung auf die Öffnungszeiten propagiert werden. Einkaufen mit Handbremse also.
Auflagen im Widerspruch zum Shopping
Es sind Auflagen, die dem Prinzip des Shoppings widersprechen. Während normalen Zeiten gilt: möglichst viele potenzielle Kunden anlocken, diese zum längeren Bleiben anregen und zum Kaufen motivieren.
In Corona-Zeiten ist dies nicht möglich. Auch Dagmar Jenni, Geschäftsführerin der Swiss Retail Federation, ist sich dessen bewusst: «Tatsächlich gibt es einen gewissen Widerspruch. Auf der einen Seite wollen wir unsere Güter verkaufen, auf der anderen Seite nicht zu viele Leute und kein unkontrolliertes Gedränge in den Läden haben.» Ermöglichen sollen dies die Schutzkonzepte. «Die Kunden und Mitarbeitenden sollen sich wohlfühlen», sagt Jenni.
Jenni begründet die strengen Auflagen folgendermassen: «Der Lockerungsschritt war ein Austarieren zwischen den Interessen des Verbandes und den Behörden. Wir wollten auf jeden Fall verhindern, dass die Läden weiterhin zuhaben müssen».
Der Verband habe die Schmerzgrenze der Detailhändler gekannt. Letztlich, sagt Jenni, habe man sich die Frage gestellt: «Was ist der Preis, den man noch zahlen kann, um wieder zu öffnen.»
So habe ein Kompromiss erreicht werden können, wenn auch mit einer deutlichen Frequenzeinschränkung. Sofern sich die vorsichtige Herangehensweise bewährt, könne am 1. April über weitere Lockerungen der Massnahmen – hinsichtlich Kundenbeschränkung und Homeoffice-Pflicht – diskutiert werden.
Das Beste aus der Situation machen
Bevor es zu weiteren Lockerungen kommt, heisst es vorerst: Einkaufen mit Auflagen. Dies werde das Shopping-Erlebnis verändern. Das bestätigt auch Jenni: «Wir dürfen uns nichts vormachen: Es ist ein anderes Shoppen.»
Ähnlich sieht es René Popp, Geschäftsführer von Globus in St. Gallen. Die Einschränkungen seien hinderlich für Erlebnis und Umsatz. Aber man halte sich an die Schutzbestimmungen. Popp bekräftigt: «Wir versuchen trotzdem, dass für unsere Kunden ein Erlebnis entsteht. Dafür sorgen wir und machen das Beste daraus.»
Das Beste aus der schwierigen Situation zu machen, hat die Branche bitter nötig. Denn der Non-Food-Sektor war im Januar besonders stark von den Folgen der Schliessungen betroffen. Laut dem Bundesamt für Statistik ging der Umsatz um rund 10 Prozent zurück.