Ein Pharmahersteller, der in griechischen Kliniken Mitarbeitende bestochen hat, um die Umsätze anzutreiben. Oder ein Industrieunternehmen, das in diversen Ländern Amtsträger finanziell begünstigt, um an Aufträge zu kommen. Solche Fälle tauchen immer wieder auf, auch mit Beteiligung von Schweizer Firmen.
Dass Korruption auf verschlungenen Wegen stattfindet, erschwert die Aufdeckung solcher Fälle. Doch – so zumindest lässt es eine Studie der Fachhochschule Graubünden in Zusammenarbeit mit Transparency International vermuten – die Zahl dürfte riesig sein.
Verwaltungsräte bei Bestechung in der Verantwortung
Befragt wurden 539 Schweizer Firmen, die im Ausland tätig sind. Davon gab mehr als die Hälfte (52 Prozent) an, mit Forderungen nach informellen Zahlungen, also Bestechung, konfrontiert zu sein. Von diesen gaben wiederum 63 Prozent an, solchen Forderungen auch nachzukommen. Darum kommt die Studie zum Schluss, dass jedes dritte Schweizer Unternehmen im Ausland in Korruption verwickelt sei.
Bestechung von ausländischen Amtsträgern ist in der Schweiz erst seit dem Jahr 2000 ein Straftatbestand. Im Jahr 2016 hat der Gesetzgeber die Schraube weiter angezogen. Seither stehen die Verwaltungsräte von Schweizer Firmen sowie ausländischen Unternehmen mit Bezug zur Schweiz in einer klaren Verantwortung. Sie müssen wissen, welche Präventionsmassnahmen bestehen und diese auch anpassen, wenn sie ungenügend erscheinen. Sonst machen sie sich strafbar.
Auch Economiesuisse engagiert sich gegen Korruption
Dass Korruption für viele im Ausland tätige Schweizer Unternehmen – gerade auch für KMU – ein ernsthaftes Problem sei, räumt auch der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse ein. «Angesichts des Reputationsrisikos und der verschärften strafrechtlichen Bestimmungen im In- und Ausland gilt es für international ausgerichtete Unternehmen, sich mit den Gefahren der Korruption bewusst auseinanderzusetzen und angemessene Präventivmassnahmen zu treffen, um das Korruptionsrisiko optimal einzudämmen», nimmt Economiesuisse auf Anfrage Stellung.
Der Dachverband engagiert sich ebenfalls in der Bekämpfung der Korruption, sensibilisiert die Schweizer Unternehmen, etwa mit dem «Swiss Code of Best Practice für Corporporate Governance».
Die beiden eingangs erwähnten Fälle trugen sich tatsächlich in der Schweiz zu. Beim Pharmahersteller handelt es sich um Novartis. Schliesslich kam der Konzern in den USA an die Kasse und zahlte 345 Millionen Dollar für die Beilegung des Falles. Im zweiten Fall stand Alstom Network am Pranger und musste schliesslich fast 40 Millionen Franken zahlen.