Die unsichere Zukunft von Globus: Das von René Benko gegründete Immobilienunternehmen Signa hatte Anfang 2020 gemeinsam mit dem thailändischen Mischkonzern Central Group je zur Hälfte die Globus-Gruppe übernommen. Derselbe Deal erfolgte gut zwei Jahre später mit der britischen Kaufhauskette Selfridges. Dort ist die Signa-Gruppe mittlerweile nur noch Minderheitsaktionärin, wie die Nachrichtenagentur Reuters diese Woche berichtete. Ob die Handhabung mit Globus dieselbe sein wird, dazu schweigen die beiden Unternehmen noch. Die Central Group lässt einzig verlauten, dass sie unabhängig des Gesundheitszustandes der Signa-Gruppe all ihre europäischen Luxusgeschäfte, einschliesslich Globus, zu unterstützen beabsichtige, um ihren Betrieb wie gewohnt weiterführen zu können.
Die Person Benko: René Benko hat es mit Immobilien vom Schulabbrecher zum Selfmade-Milliardär gebracht. Bereits mit 17 Jahren war er in den Immobilienhandel eingestiegen. Der damalige Jungunternehmer verstand es, namhafte Investoren von sich zu überzeugen und sie dazu zu bringen, seine Projekte zu finanzieren. Das US-Magazin Forbes schätzt sein aktuelles Vermögen auf 5.6 Milliarden Euro.
Das Imperium: Im Jahr 2000 gründete Benko seine Firma Signa. Mit dem Erwerb und Umbau eines Einkaufszentrums gelingt ihm zehn Jahre später der Durchbruch. Es folgten weitere Immobilien wie etwa das Luxus-Warenhaus «Kaufhaus des Westens» (KaDeWe) in Berlin, die Schweizer Warenhauskette Globus oder das Crysler-Building in New York. Heute verfügt die Signa-Gruppe – geschätzter Wert 20 Milliarden Franken – über ein intransparentes Konstrukt an Beteiligungen an Immobiliengesellschaften, Luxushotels, Medien und Detailhändlern.
Das Geschäftsmodell: Begonnen hat alles damit, dass Benko in seiner Heimatstadt Innsbruck Immobilien gekauft, saniert und teurer weiterverkauft hat. Mit dem Gewinn und zusätzlichem Fremdkapital von Banken und Privatinvestoren hat er weitere Immobilien gekauft oder gebaut und sein Portfolio so kontinuierlich erweitert.
Das Problem: Sein Geschäftsmodell funktionierte, solange die Zinsen tief waren und die Immobilienpreise stetig stiegen. Die zur Bekämpfung der Teuerung erfolgten Leitzinserhöhungen wurden ihm zum Verhängnis. Denn diese führten dazu, dass einerseits Immobilien weniger wert waren, andererseits Kredite teurer wurden. Hinzu kam, dass sich die Bautätigkeit infolge des Ukraine-Krieges durch gestiegene Materialkosten verteuert hat. Dies führte zu Verlusten und Liquiditätsengpässen und brachte die Firma in finanzielle Schieflage.
Der Sanierer: Auf Druck der Miteigentümer trat Benko am 8. November inklusive Abgabe seiner Stimmrechte als Vorsitzender des Beirates zurück. Übernommen hat Arndt Geiwitz. Dieser hat in der Vergangenheit schon verschiedene Unternehmen saniert. 2012 trat Benko wegen der Verurteilung in einer Korruptionsaffäre bereits von seinen operativen Funktionen zurück. Bis Ende November will der neue Vorsitzende des Beirats Geiwitz die weiteren Schritte hinsichtlich der Restrukturierung des Unternehmens bekannt geben.