Die UBS will ihren Führungsanspruch als weltgrösste Vermögensverwaltungsbank verteidigen. In Zahlen bedeutet das: Die verwalteten Gelder sollen auf mindestens 6000 Milliarden Dollar steigen in den nächsten Jahren. Das ist riesig viel. Und das übersteigt deutlich die rund 4600 Milliarden verwaltete Gelder, die die Bank bereits auf die Waage bringt. Dass die UBS unter der Leitung des Niederländers Ralph Hamers derart ambitioniert auftritt, hat Gründe.
Rückstellungen im Frankreichfall locker weggesteckt
So sprudeln nach dem herausragenden Börsenjahr 2021 die Gewinne: Dank ihnen kann die UBS die Extrakosten problemlos schultern, die auf sie zukommen könnten wegen des laufenden Steuerrechtsstreits in Frankreich. Vorsichtshalber hat die Bank dafür im vierten Quartal zusätzlich 740 Millionen Dollar beiseitegelegt. Trotz dieses vorsorglichen Kostenblocks glänzt sie mit ihrem Resultat.
Zur Erinnerung: Im Dezember hatte ein Berufungsgericht in Paris – in zweiter Instanz – die UBS schuldig gesprochen: Die Bank habe reichen Franzosen geholfen, Steuern zu hinterziehen und Geld zu waschen. Das Gericht verlangt 1.8 Milliarden Euro Strafe. Das ist viel, aber doch erheblich weniger als nach dem erstinstanzlichen Urteil. Selbstbewusst, wie die UBS-Konzernleitung ist, hat sie gegen den Entscheid abermals Berufung eingelegt.
Konzernchef Hammers will mehr Junge gewinnen
In ihrem Stammgeschäft, der Beratung von Reichen und Superreichen aus aller Welt, will die UBS kräftig wachsen. Praktisch heisst das, nicht allein zusätzliche Kundengelder anzuziehen, sondern für die Beratung und die Verwaltung der Gelder auch noch mehr Gebühren zu kassieren.
Die Einnahmen und den Gewinn Jahr für Jahr zu steigern, wird anspruchsvoll. Denn die Bank ist bereits ein Supertanker in der globalen Vermögensverwaltung. Sie besitzt dadurch auch eine gewisse Schwerfälligkeit. Nun aber muss und will die UBS vermehrt die Jungen ansprechen, die andere Erwartungen haben und anders ticken als die betuchte Stammkundschaft.
Für den Supertanker UBS bleibt viel zu tun
Einen Vorgeschmack dieser digitalen Zukunft liefert die US-Firma Wealthfront. Sie bietet ihre Dienste ausschliesslich online an und richtet sich an junge Menschen, die allmählich zu einem ansehnlichen Vermögen kommen. Vor einigen Tagen erst wurde bekannt, dass die UBS das kalifornische Fintech-Unternehmen für den stolzen Preis von 1,4 Milliarden Dollar kaufen will.
UBS-Chef Ralph Hamers sagt, nach dem Modell von Wealthfront wolle er auch ausserhalb der USA, etwa in Asien, neue Kundinnen und Kunden dazugewinnen. Allerdings: Bis der altehrwürdige UBS-Supertanker auf globaler Ebene die gleiche Dynamik entwickelt wie das wendige Digital-Unternehmen Wealthfront, bleibt viel zu tun. Aus der – einst sehr – hierarchisch organisierten UBS muss ein höchst agiler, durchdigitalisierter Finanzkonzern werden. Was diesen Umbau angeht, steht die UBS in vielen Bereichen erst am Anfang.