Bei einem Vertriebspartner der Swisscom wurde auf 800'000 Kontaktdaten wie Namen, Telefonnummern und Adressen von Swisscom-Kunden missbräuchlich zugegriffen. Auch die Telefonnummer des Konzernchefs Urs Schaeppi fiel dem Diebstahl zum Opfer.
SRF News: 800’000 entwendete Kundendaten – das ist der grösste Datendiebstahl in der Schweiz. Wie konnte es dazu kommen?
Urs Schaeppi: Bei einem Vertriebspartner von uns wurden Zugangsrechte missbraucht. Durch eine kriminelle Aktion hat man auf Kontaktdaten zugegriffen, auf Adressen primär, die auch an anderen Orten verfügbar sind. Bezüglich der Datenmenge gross, von der Brisanz und dem Schädigungspotential für unsere Kunden nicht ein grosser Vorfall.
Unseren Kunden geben wir die Möglichkeit über ein SMS abzufragen, ob sie betroffen sind.
Das spielen Sie ein wenig runter. Die Adressen und Telefonnummer können reichen, damit ein Makler jemanden per Telefon belästigt. Wie wollen Sie die Kunden davor schützen?
Wir haben bis heute keine Beweise, dass negative Themen mit diesen Daten passiert sind, das ist mal das Wichtigste. Wir überprüfen das alles. Unseren Kunden geben wir die Möglichkeit über eine SMS abzufragen, ob sie betroffen sind, dann können sie sich beispielsweise einen Callfilter einrichten.
Wie wollen Sie solche Vorfälle in Zukunft verhindern?
Wir haben die nötigen Massnahmen für diese nicht besonders schützenswerte Daten erhöht. Wir überwachen das viel genauer, eigentlich haben wir den Sicherheitsstandard erhöht. So wie wir das auch bei anderen Daten machen.
Seit dem Entdecken des Datenlecks bis zur Bekanntmachung sind mehrere Monate vergangen. Weshalb dauerte dies so lange?
Uns war wichtiger, die Sicherungsmassnahmen einzuleiten. Und es bestand ja nie eine Gefahr für unsere Kunden. Deshalb haben wir uns die Zeit genommen, sauber die Sicherungsmassnahmen umzusetzen und die Abklärungen zu machen.
Was haben Sie persönlich gedacht als Sie von diesem Vorfall Kenntnis genommen haben?
Ich habe mich extrem genervt, dass der Swisscom über einen Vertriebspartner so etwas passiert. Wir haben sofort eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Und das sehr seriös angeschaut und die Sicherheitsmassnahmen eingeleitet.
Sind Ihre eigenen Daten vom Diebstahl nicht betroffen?
Doch, meine Natelnummer ist auch betroffen.
Swisscom reiht derzeit eine Panne an die andere – da stellt sich die Frage: Hat die Swisscom ein grundsätzliches Sicherheitsproblem?
Nein, wir haben kein Sicherheitsproblem. Es haben sich jetzt zwei, drei unschöne Vorfälle kumuliert. Wir hatten ein Softwareproblem auf einer Plattform. In einer Welt die sich so schnell verändert gehört das leider fast dazu.
Das Gespräch führte Matthias Pfander.