Die Talfahrt an den chinesischen Börsen hat sich noch beschleunigt – und dies trotz weiterer staatlicher Eingriffe. Der Aktienmarkt in Shanghai öffnete um rund sieben Prozent niedriger, während die Börse in Shenzhen fast fünf Prozent tiefer lag.
Peking zeigte sich über die Kursrutsche alarmiert. So verkündeten die Zentralbank und die Aufsichtsbehörden neue Massnahmen, um den Abwärtstrend zu stoppen. Fast die Hälfte der Aktien wurde inzwischen vom Handel ausgesetzt. Rund 1300 Unternehmen werden nicht mehr gehandelt. Das seien 45 Prozent der Aktien im Shanghai Composite und im Shenzhen Component Index mit einer Marktkapitalisierung von 2,5 Billionen US-Dollar, wie das das «Wall Street Journal» berichtete.
Massiver Wertverlust chinesischer Titel
Seit Mitte Juni haben die Indizes in Shenzhen und Shanghai mehr als einen Drittel an Wert verloren. Dem war in den Monaten zuvor ein spekulativer und vielfach kreditfinanzierter Aktienboom vorausgegangen.
Die Griechenland-Krise spielt an den weitgehend abgeschotteten chinesischen Märkten zwar keine Rolle, aber in Hongkong setzt das Tauziehen in Europa, gepaart mit den Sorgen um China, den Markt unter Druck. Der Hang Seng Index fiel zunächst auch um vier Prozent.
Um den Markt zu stützen, soll der nationale Kreditgeber China Securities Finance Corporation mindestens 500 Milliarden Yuan (umgerechnet 77 Milliarden Franken) zur Verfügung stellen. Damit will das Organ den Kauf von Wertpapieren von kleineren und mittleren Unternehmen verstärken, um angesichts der «Panik der Investoren» wieder Normalität herzustellen. Das teilte die Wertpapieraufsicht mit.
Regierung besorgt wegen Börsenturbulenzen
Als weitere Stützmassnahme erleichterten die Aufsichtsbehörden die Regeln für Aktienkäufe durch Versicherungen. Diese dürfen laut der Nachrichtenagentur Xinhua jetzt deutlich mehr Geld in den Markt stecken. Zugleich verkündete die Terminbörse strengere Regeln, um die Möglichkeit kreditfinanzierter Spekulationen einzudämmen.
Seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise 2008 habe die Regierung nicht mehr so stark in den Aktienmarkt eingegriffen, schrieben chinesische Staatsmedien. Vor mehr als einer Woche hatte die Zentralbank bereits die Zinsen gesenkt. Auch waren massive Stützungskäufe getätigt oder neue Börsengänge ausgesetzt worden. Doch konnten die staatlichen Interventionen den Abwärtstrend an den Märkten bisher nicht verhindern.