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Schneider-Ammann mit chinesischem Amtskollegen.
Legende: Wirtschaftsminister Schneider-Ammann strahlt nach der Unterzeichnung des Freihandelsabkommens mit China (Juli 2014). Keystone

Wirtschaft Erst ein bisschen freier Handel mit China

Das Freihandelsabkommen mit China funktioniert, dessen sind sich die meisten Exponenten sicher. Doch die Umsetzung des am 1. Juli 2014 in Kraft getretenen Abkommens braucht Zeit. Vor allem für Schweizer Unternehmen, die noch keine Präsenz in China haben, bleiben die Einstiegshürden hoch.

Christian Etter ist fürs Erste ziemlich zufrieden mit «seinem» Werk. Der Schweizer Botschafter, der die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen (FHA) mit China geführt hat, sagt nach einem Jahr: «Das Abkommen funktioniert». Das FHA werde von Schweizer Firmen rege genutzt – bereits viel öfter als die meisten anderen rund 30 Freihandelsabkommen, welche die Schweiz mit anderen Staaten abgeschlossen habe.

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4,1 % (8,7 Milliarden Franken) aller Exporte der Schweiz gehen nach China, 6,1 % (11,4 Milliarden Franken) aller Importe der Schweiz kommen aus China.

Dies bestätigt auch Wolfgang Schanzenbach von der Organisation «Switzerland Global Enterprise», die Schweizer Firmen bei der Internationalisierung hilft. Über 50 Prozent der Anfragen zu Freihandelsabkommen im vergangenen Jahr hätten China betroffen, deutlich mehr als vor dem Abschluss des FHA. Das Potenzial, das der chinesische Markt für Schweizer Firmen habe, sei weiterhin gross. Durch das Abkommen komme nun für die Firmen erstmals eine gewisse Transparenz, Planungs- und Rechtssicherheit dazu.

Freihandel ist nicht gleich «Freier Handel»

Einfacher ist der Handel mit China durch das FHA für Schweizer Firmen aber nicht geworden. «Freihandel» heisst nämlich nicht, dass jede Schweizer Unternehmung frei mit chinesischen Firmen handeln kann. In erster Linie sieht ein solches Abkommen vor, dass die Zölle auf Waren gesenkt oder ganz aufgehoben werden. Damit können Schweizer Produkte in China günstiger angeboten werden.

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Goldgrube China - Schweizer Firmen profitieren
aus Rendez-vous vom 26.06.2015. Bild: Keystone
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Ausserdem werden technische Handelshemmnisse abgebaut. Das kann zum Beispiel heissen, dass ein bestimmtes Produkt, das in der Schweiz die Sicherheitsprüfungen bestanden hat, in China nicht eine separate Zulassung beantragen muss. Darüber hinaus erhalten Dienstleistungsunternehmen, wie zum Beispiel Finanzinstitute, erleichterten Zugang zum chinesischen Markt.

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China ist nach der EU und den USA der drittgrösste Abnehmer von Schweizer Exportprodukten weltweit.

Vorteile noch nicht in Zahlen messbar

Wie viel nun aber Schweizer Firmen im vergangenen Jahr durch abgebaute Zölle eingespart oder mehr abgesetzt haben, lässt sich noch nicht sagen. Ein Exportschub ist jedenfalls nicht feststellbar. Im Gegenteil wurde das Exportwachstum im vergangenen Jahr etwas gebremst, auch weil die chinesische Wirtschaft weniger schnell wächst. Immerhin wächst der Handel mit China immer noch überproportional stark gegenüber dem mit anderen Ländern. Wie viel das Freihandelsabkommen dazu beigetragen hat, lässt sich aus der Statistik nicht ablesen.

Es braucht auch noch einige Zeit, bis das Abkommen voll greift. Für viele Massnahmen sind lange Übergangsfristen vereinbart worden. Einzelne Zollschranken werden sogar erst in fünf oder zehn Jahren aufgehoben. Auch die Zusammenarbeit der schweizerischen und chinesischen Behörden funktionierte im ersten Jahr noch nicht ganz reibungslos.

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In Europa haben nur die Schweiz und Island abgeschlossene FHA mit China.

Freude in der Wirtschaft gross

Die über 600 Schweizer Firmen, die bereits in China tätig sind, begrüssen jedoch die Erleichterungen – und nutzen sie nach Möglichkeit auch schon, sagt Jan Atteslander, Leiter Aussenwirtschaft beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Und auch er stellt dank der Anfragen fest, dass sich besonders viele KMU überlegten, in den chinesischen Markt zu expandieren.

Gerade weil die Schweiz als einzige namhafte Wirtschaftsnation ein Freihandelsabkommen mit China habe, sei man der weltweiten Konkurrenz noch einige Jahre einen Schritt voraus. Und das Ansehen von Schweizer Firmen als Handelspartner sei gestiegen, weil die chinesische Regierung das Abkommen als sehr wichtig einstufe.

Trotz FHA viel Aufwand für KMU

Vor zu viel Euphorie warnt jedoch Andreas Bodenmann, Asien-Spezialist bei der Beratungsfirma EY. «Gerade für KMU bleibt der Einstieg ins China-Geschäft schwierig», sagt er. Die kulturellen und bürokratischen Hürden würden durch das FHA nicht verschwinden. Wer diesen Schritt wage, müsse viel Managementkapazität über einen längeren Zeitraum investieren können.

Ob sich das Exportvolumen von derzeit gegen neun Milliarden Franken wegen des FHA über die Jahre ebenfalls verdoppeln wird, wie dies bei anderen FHA der Fall war, mag heute noch niemand beurteilen. Bodenmann weist darauf hin, dass sich die chinesische Wirtschaft rasch wandelt. Viele chinesische Firmen seien bald in der Lage, selber hochwertige Produkte herzustellen, die sie vor wenigen Jahren noch importiert hätten. In China wachse also eine interne Konkurrenz zu den Schweizer Unternehmen, die vor Ort präsent sind.

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Ein Jahr Freihandel mit China
aus HeuteMorgen vom 26.06.2015.
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Menschenrechte und Arbeitssicherheit desolat

Auch muss sich eine Firma genau überlegen, mit wem sie in China zusammenarbeiten will. Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften weisen immer wieder darauf hin, dass sich die Lage der Menschen in China nicht wesentlich verbessert habe. An der desolaten Arbeitssituation, der mangelnden persönlichen Freiheit und an der Umweltsituation ändere das FHA nichts.

Dies versucht die Schweiz zwar zu beeinflussen. In einem Nebenabkommen wurde eine enge Zusammenarbeit in Fragen der Produktionssicherheit und Arbeitsbedingungen festgeschrieben. Ein erstes Treffen dazu habe bereits stattgefunden, sagt Botschafter Christian Etter.

FHA mit China – Maximales Einsparpotenzial (Quelle: Switzerland Global Enterprise)

Maximales EInsparpotenzial des FHA nach Branche. Annahme Nutzungsrate bei 100 %. Quelle: Switzerland Global Enterprise.
Branche Warenwert (in CHF)
Mittlerer Zollsatz
max. Einsparpotenzial (in CHF 2015)
2028
Metalle, Maschinen
2'619'648'9407 %
50'036'782151'908'455
Uhren, Instrumente
2'264'348'8199 %50'072'707199'972'542
Chemie, Pharma
2'261'226'7405 %
39'954'494107'422'633
Stein, Glas
779'057'6426 %
9'030'15747'103'327
Sonstige154'009'17910 %
3'831'318
14'726'041
Plastik, Gummi
117'722'597
8 %
3'341'0909'661'257
Fahrzeuge84'474'5837 %
2'075'5385'365'261
Textil83'321'00714 %
4'788'25411'942'063
verarb. Landwirtschaftsprodukte
57'623'77515 %
2'488'8807'199'007
Holz30'522'5375 %
188'043774'540
Landwirtschaftsprodukte14'353'64717 %
506'2332'378'957
Total8'466'309'4667 %
166'313'496558'454'082
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