Der Schweizer Aussenhandel ist im letzten Halbjahr erneut gewachsen, mit Rekordzahlen bei den Ausfuhren. Ein enorm wichtiger Treiber waren dabei die mittlerweile 28 Freihandelsabkommen der Schweiz, wie Arthur Müller vom zuständigen Bereich der Eidgenössischen Zollverwaltung erklärt.
Überdurchschnittlich fiel das Wachstum in Asien aus, wo die Freihandelsaktivität besonders gross ist. Die Abkommen mit Ländern in dieser Region hätten ein Vertrauensverhältnis geschaffen, womit sich viele Exporteure auf diese Märkte wagten, stellt Müller fest.
Nicht immer stimmt die Kosten-Nutzen-Rechnung
Um rund zehn Prozent wachsen die Schweizer Exporte durchschnittlich nach Abschluss eines Abkommens. Und es könnte noch mehr sein. Ein Fünftel des Potenzials in den Abkommen wird nämlich jeweils nicht ausgenutzt.
Vielen Exporteuren erscheine wahrscheinlich der Nutzen zu klein, vermutet Müller: «Wer einen 200-seitigen Ursprungsanhang vor sich hat und Tarifnummern suchen muss, lässt es möglicherweise und zahlt lieber den Zoll in China.»
Grössere Unternehmen dagegen scheuen den Aufwand nicht, nützen die tieferen oder gar ganz wegfallenden Zölle aus. Sie richten sich strategisch nach den Freihandelsabkommen aus, weil sie viel Geld sparen.
Mehr Gesuche und Kontrollen für den Bund
Wie viel genau herausschaut, ist unklar. Es gibt keine Zahlen. Klar ist immerhin, dass der Bund jährlich auf rund 2,5 Milliarden Franken an Zöllen verzichtet. Die Tendenz ist mit jedem neuen Freihandelsabkommen steigend.
Aber auch der Bund und damit die Zollverwaltung ist mt einem ständig steigenden Aufwand konfrontiert. «Es gibt Länder, welchen wir alle Anfragen unglaublich umfassend beantworten müssen», erklärt Müller. Mehr Freihandelsabkommen bedeuteten mehr Kontrollen und entsprechend mehr zu prüfende Gesuche. Dazu werde in den neueren Abkommen die Beantwortungsfrist immer kürzer.
Rund 3500 Mal pro Jahr müssen Spezialisten in Schweizer Unternehmen auf Aufforderung ihrer ausländischen Kollegen kontrollieren, ob das exportierte Produkt auch tatsächlich den deklarierten Bestandteilen entspricht.
Um die Zusammenarbeit zu vereinfachen, werden auch in Partnerländern Zöllner ausgebildet. Vor diesem Hintergrund soll nun auch die für Freihandelsabkommen zuständige Abteilung einen Drittel mehr Personal bekommen. Das sind elf zusätzliche Stellen.