Das Wichtigste in Kürze
- In den letzten 50 Jahren haben sich Tankstellenshops gewandelt von Kiosken zu kleinen Supermärkten.
- Trotz des Erfolgs: Die Jahre des Wachstums sind vorbei.
- Gewerkschaften und Arbeitgeber haben einen Gesamtarbeitsvertrag für die Branche ausgehandelt, der unter anderem einen Mindestlohn vorsieht.
BP, Shell, Avia, Coop und Migrol: Das sind die grössten Betreiber von Tankstellenshops in der Schweiz. Sie und die weiteren Anbieter haben ihre Läden in den letzten Jahren stark vergrössert. Das stellt Ueli Bamert fest, Geschäftsleiter des Verbands der Tankstellenshops.
Früher seien es nur Kioske gewesen, in denen man Getränke und Zigaretten habe kaufen können. «Heute sind es kleine Supermärkte, die alles für den Alltag bieten.»
Wachstum ist vorbei
Die Verschiebung von kleineren Shops hin zu grösseren zeigt sich auch in der offiziellen Statistik der Erdöl-Vereinigung. Dort findet sich auch die Tatsache, dass die Jahre des Wachstums vorbei sind. «Man baut keinen Tankstellenshop an einem Ort, wo niemand durchfährt», sagt Bamert. Die geeigneten Orte in der Schweiz seien natürlich begrenzt.
Zum Teil herrschen Wildwest-Verhältnisse.
Die Tankstellenshops haben ihren Platz in einem hart umkämpften Markt gefunden – vor allem, weil sie gegenüber den herkömmlichen Detailhändlern Vorteile haben: längere Öffnungszeiten und Sonntagsbetrieb.
Arbeit rund um die Uhr
Das stört Natalie Imboden von der Unia. Als Gewerkschafterin sorgt sie sich um das Wohl der Angestellten. «Die Beschäftigten müssen am Abend bis zehn Uhr und an grossen Tankstellen auch rund um die Uhr arbeiten.» Aus Sicht der Beschäftigten sei das eine zusätzliche Belastung. «Und zum Teil herrschen Wildwest-Verhältnisse.»
Tankstellenbetreiber würden teils eine unverhältnismässig grosse Flexibilität von ihren Angestellten verlangen, sagt Imboden. «In gewissen Arbeitsverträgen hiess es, man müsse zwischen zehn und 100 Prozent verfügbar sein.» Das bedeute eine grosse Unsicherheit für die Betroffenen: Ihnen ist nicht klar, ob sie genug arbeiten können und bis Ende Monat so viel verdienen, dass sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
GAV mit Mindestlohn
Weil die Arbeitsbedingungen immer wieder für Ärger sorgten, setzten sich die Arbeitgeber und Gewerkschaften zusammen und einigten sich auf einen nationalen Gesamtarbeitsvertrag (GAV). Er schreibt minimale Standards vor, zum Beispiel einen monatlichen Mindestlohn von 3600 Franken. Das Dossier liegt derzeit zur Prüfung beim Staatssekretariat für Wirtschaft. 50 Jahre nach der Eröffnung der ersten Autobahnraststätte der Schweiz wäre der GAV ein weiterer Meilenstein.