Um die Stimmung in der Wirtschaft zu erfassen, gibt es zahlreiche Instrumente: Statistiken zum Beispiel, Umfrageergebnisse oder Hochrechnungen. Flaviano Medici, der Chef der Scout und Sport AG, hat sein ganz eigenes Instrument: den «Pfadi-Kochkessel-Index».
Kurioser Verkaufsschlager
Der Pfadi-Kochkessel ist das meistverkaufte Produkt des Unternehmens respektive des Shops Hajk, unter dessen Markennamen das Unternehmen auftritt. Wie viele Stücke konkret jährlich verkauft werden, sagt Medici nicht. Es sind jährlich Tausende – weit mehr als Hemden. Warum das so ist, kann sich Flaviano Medici nicht erklären. «Ich behaupte, irgendwo im Creux du Van im Jura gibt es ein schwarzes Loch, in dem diese Kessel kurioserweise verschwinden», scherzt er.
Der Kochkessel steht sinnbildlich für die Stimmung in der Outdoor-Branche.
Denn eigentlich sind die Kessel lange haltbar. Gemäss Medicis Statistik müssten die Schweizer Haushalte längst ausgerüstet sein mit diesen Kesseln, mehrfach sogar. «In der Pandemie hatten wir Zunahmen von bis zu 40 Prozent», sagt er. Dies, weil man sich ausserhalb der Familie phasenweise nur draussen und mit genügend Abstand treffen durfte.
Dass viele Haushalte sich ausrüsteten mit Kochkesseln, in denen sie eine Minestrone oder Spaghetti kochen konnten, leuchtet ein. Dass die Verkaufszahlen nun etwas rückläufig sind, ist ebenfalls plausibel. «Der Kochkessel steht sinnbildlich für die Stimmung in der Outdoorbranche», sagt er. Auch die Verkäufe von Rucksäcken, Zelten oder Kleidern stocken derzeit etwas. Konsumentinnen und Konsumenten sind angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten zurückhaltend.
«Da wird eine Regenjacke nochmals eine Saison länger getragen», so Medici. Zugleich haben Händler während der Pandemie ihre Lager gefüllt. Dies, weil es damals Lieferengpässe gab. Händler kauften vorsorglich eher zu viel als zu wenig, weil sie sicher sein wollten, genügend Ware verfügbar zu haben.
Dauerparty bei den Preisen
Nun aber stapeln sich die Artikel. Für Konsumentinnen und Konsumenten ist das positiv. Sie erhalten grosszügige Rabatte. «Dauerparty», sagt Medici.
Trotz weniger Dynamik: Der Sportmarkt, zu dem auch der Outdoorbereich hinzugerechnet wird, sei längerfristig stabil, sagt Branchenexperte Kurt Meister vom Marktforschungsunternehmen GfK. Jährlich verkaufen Händler Ware (ohne Wintersport) im Wert von rund einer halben Milliarde Franken, wobei jeweils rund ein Drittel auf die Segmente Schuhe, Bekleidung (ohne Funktionswäsche) und Hartware (etwa Camping-Artikel wie Zelte) entfallen.
Stark entwickelt hat sich in den letzten Jahren das Geschäft mit Sportschuhen. «Die Zeiten, wo es einfach traditionell rot-weisse Wanderschuhe und Laufschuhe gab, sind längst vorbei», so Meister. Für jeden Laufstil, für jede Art Exkursion hat der Markt einen Schuh parat. Das Angebot schafft die Nachfrage. Zudem sind Sportschuhe Teil der Alltagsbekleidung geworden. Ein Trend, der so schnell nicht drehen wird.