Das Wichtigste in Kürze
- Der US-Präsident verlangt von der Pharmabranche mehr Produktion im Inland und droht mit einer Grenzausgleichssteuer.
- Dazu hat er die Branchenvertreter, darunter auch den CEO von Novartis, zu einer Aussprache eingeladen.
- Trump will Zulassungsverfahren straffen und tiefere Medikamentenpreise.
US-Präsident Donald Trump drängt jetzt auch die Pharmabranche zu einer verstärkten Produktion in den USA – wie schon zuvor die Automobilbranche. Dadurch könnten viele Milliarden Dollar gespart werden – dank tieferen Preisen und mehr Innovationen.
Das sagte Trump nach einem Treffen mit den Chefs führender Pharmafirmen. An der Unterredung war auch der Chef des Schweizer Pharmamultis Novartis, Joseph Jimenez, dabei, zusammen mit Topmanagern der US-Pharmakonzerne Merck, Johnson & Johnson, Celgene, Eli Lilly, Amgen und dem Leiter des amerikanischen Pharma-Branchenverbands.
Rascheres Zulassungsverfahren
Trump beklagte, dass viele Unternehmen ihre Fertigung in andere Länder ausgelagert hätten, weil dort die Währungen abgewertet worden seien. Er forderte, andere Staaten müssten einen fairen Anteil der Entwicklungskosten für neue Medikamente übernehmen.
Der Präsident stellte der Pharmabranche in Aussicht, das Zulassungsverfahren für neue Arzneien zu straffen. Er kündigte die baldige Ernennung eines neuen Chefs der Arzneimittelbehörde FDA an.
USA ist wichtigster Markt
Kurz vor seinem Amtsantritt hatte Trump die Pharmaindustrie harsch kritisiert. Investoren reagierten verunsichert und die Pharma-Aktien gingen auf Talfahrt. Später warf er der Branche vor, bei der Preisgestaltung «über Leichen» zu gehen, und kündigte einen härteren Kurs bei Preisverhandlungen an.
Die USA sind der mit Abstand wichtigste Markt für die Pharmaindustrie mit einem Volumen von 1000 Milliarden Dollar. 40 Prozent der weltweiten Umsätze werden in den USA erwirtschaftet. Zudem verdienen die Unternehmen dort überdurchschnittlich gut, weil ihnen bei der Preisgestaltung kaum Grenzen gesetzt sind.
Trump will nun mit steuerlichen Anreizen und Deregulierung die Industrieproduktion in den USA ankurbeln. Wer dort fertigt, soll Vorteile erhalten. Wer die Produktion ins Ausland verlagert, muss hingegen mit hohen Einfuhrzöllen rechnen.
Es droht eine Grenzausgleichssteuer
Man werde erst am Ende sehen, was von der Forderung konkret umgesetzt werde, relativiert SRF-Korrespondent Jens Korte an der New Yorker Börse: «Die gute Nachricht ist, dass die Regulierung für die Pharmaindustrie gedrosselt werden soll und damit neue Medikamente schneller die Marktzulassung erhalten. Auf der anderen Seite kann man sich vorstellen, dass es eine Art Grenzausgleichssteuer geben könnte.»
Dabei könnte eine Steuer von 20 Prozent fällig werden, wenn Produkte im Ausland produziert und dann in den USA verkauft würden. Das sei noch nicht beschlossen, aber bei mehreren Branchen im Gespräch, so Korte.
Warum stiegen die Kurse der Pharma-Aktien?
Ein möglicher Grund für die steigenden Aktienkurse sieht Korte darin, dass man hoffe, insgesamt mehr Medikamente auf den Markt zu bekommen. Von den Medikamenten auf dem amerikanischen Markt würden 40 Prozent der verkaufsfertigen Medikamente im Ausland produziert. Bei den Wirkstoffen, die in Medikamenten enthalten sind, stammten sogar etwa 80 Prozent von ausserhalb der USA. Der Präsident sei der Meinung, dass er mit solchen Massnahmen mehr Jobs in den USA schaffen könne.
An der Wall Street stieg der Branchenindex um ein halbes Prozent, der Biotech-Index der Nasdaq rückte mehr als ein Prozent vor. In Europa dagegen verbuchte der Sektor leichte Abschläge. Die Papiere von Roche verloren 0,4 Prozent an Wert, während die Novartis-Aktien nach einem Einbruch mit einem Plus von 0,9 Prozent schlossen.