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Topsharing in Unternehmen Teilzeit auf dem Chefsessel – das geht!

Zu teuer, zu kompliziert? Ein Erfahrungsbericht zeigt: Arbeitsteilung bei Kadern kann funktionieren – und hat Vorteile.

Immer mehr Leute arbeiten Teilzeit. Das zeigen heute veröffentlichte Zahlen des Bundesamts für Statistik. Mit dem Anstieg der Teilzeitmitarbeit steigt auch die Nachfrage für das sogenannte «Jobsharing». Denn viele Stellen müssen zu 100 Prozent besetzt sein, besonders auf Kaderstufe. Dort ist das «Jobsharing» noch selten, aber langsam am Kommen.

Anwältin Karin Rüttimann leitet beim Versicherer AXA Winterthur eine Abteilung mit mehr als 60 Mitarbeitern. Heute nimmt sie das Telefon entgegen, an anderen Tagen ihre Kollegin. Denn die junge Mutter teilt ihre Kaderstelle mit einer Arbeitskollegin.

Skepsis unter den Mitarbeitern ist gewichen

Die beiden sind das erste Kader-Duo des Versicherers, der 4000 Leute beschäftigt. Führung im Doppelpack sei nicht immer einfach: Zu Beginn seien sie von Mitarbeitern kritisch beäugt worden: «Am Anfang war eine gewisse Zurückhaltung da. Die Mitarbeiter fragten sich, was es für sie konkret bedeutet, wenn ihre beiden Chefinnen nur Teilzeit da sind.» Inzwischen sei die Skepsis aber verflogen. Das Rezept: Gute Organisation.

Am Anfang war eine gewisse Zurückhaltung da.
Autor: Karin Rüttimann Zur Reaktion der Mitarbeiter

Die beiden haben die Aufgaben aus ihrem Stellenbeschrieb aufgeteilt, auch betreuen sie je andere Mitarbeiter. Und trotzdem ist Kommunikation das A und O. Ohne Übergaben würden sie Aufgaben vernachlässigen oder doppelt ausführen, sagt Rüttimann: «Wir starten mit sogenannten Tagesrapporten: Darin fasse ich zusammen, was ich an meinem Arbeitstag gemacht.» Dies ermögliche es der Kollegin, sich einen Überblick zu verschaffen, was am Vortag gelaufen sei.

Teilzeitarbeit im Wandel Zeit: Quelle Bundesamt für Statistik
Legende: Beide Geschlechter arbeiten immer mehr Teilzeit – doch die Unterschiede zwischen Mann und Frau bleiben gross. Bundesamt für Statistik

Verkraftbarer Zusatzaufwand

Zu 80 Prozent kommunizieren die beiden schriftlich – über die Tagesrapporte. Doch ist es nicht ein enormer Zusatzaufwand, am Ende des Tages noch eine Zusammenfassung für die Stellenpartnerin zu erstellen? Ein gewisser Zusatzaufwand lasse sich nicht von der Hand weisen, sagt Rüttimann. «Ich würde mich aber sehr ähnlich organisieren, wenn ich diese Stelle alleine ausüben würde.»

Den Zusatzaufwand hat die AXA im Stellenpensum miteingerechnet. Die Frauen arbeiten zusammen 120 Prozent und nicht nur 100, wie bei einer herkömmlichen Vollzeitstelle. Das heisst, die AXA muss 20 zusätzliche Stellenprozente budgetieren.

Wir haben zwei Netzwerke und doppeltes Fachwissen – und das für eine Stelle.
Autor: Christina Ramotko AXA-Sprecherin

Trotzdem: Am Schluss könne die AXA vor allem profitieren, sagt Mediensprecherin Christina Ratmoko: «Wir haben zwei Netzwerke und doppeltes Fachwissen – und das für eine Stelle. Ein weiterer Vorteil ist, dass Stellvertretungen – egal ob bei Krankheitausfällen oder Ferienabwesenheiten – immer geregelt sind.» Ist die Eine nicht da, übernimmt die Andere.

Teilzeit-Wunsch soll kein Jobkiller mehr sein

Entscheidend für die AXA, Jobsharing auch auf Kaderstufe anzubieten, sei aber vor allem ein Argument gewesen: «Dank Jobsharing können wir Stellen auch an Personen geben, die einen verantwortungsvollen Job machen wollen – aber nicht Vollzeit arbeiten können oder wollen. Aus welchen Gründen auch immer.» So könne die AXA engagierte und motivierte Mitarbeiter im Unternehmen halten.

Wie eben Karin Rüttiman, die trotz Teilzeitpensum ein Team führt. Allerdings: Ohne ihre Kollegin ist das bei dieser Kaderstelle nicht möglich. Noch ist das Duo ein Einzelfall bei der AXA, zumindest auf höherer Kaderstufe. Und nicht nur bei der AXA, auch schweizweit.

Von 400 Unternehmen bieten rund 100 Firmen das Jobsharing-Modell auf Führungsebene an. Dass sich zwei Personen ein und dieselbe Geschäftsnummer teilen, wie Karin Rüttimann und ihre Kollegin, kommt dabei am ehesten in grösseren Unternehmen in der Versicherungsbranche, in öffentlichen Verwaltungen oder in der Elektronik- und Computerbranche, wie etwa bei der Swisscom vor.

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