- Die Umweltorganisation WWF hat schärfere Bestimmungen für den Goldhandel durch Unternehmen in der Schweiz verlangt.
- Es brauche hierzulande verbindliche Regelungen, damit die Lieferketten nachvollzogen werden könnten.
- Um diese zu schaffen, sieht WWF die Schweizer Regierung in der Pflicht.
Der Goldabbau sei oft mit schlechten Arbeitsbedingungen, Sklaverei und Kinderarbeit verbunden, schreibt der WWF gestützt auf eine neue Studie. Zudem führe er zu hohen CO₂-Emissionen und dazu, dass Flüsse vergiftet würden. «Als zweitgrösste Goldimporteurin hat die Schweiz in ökologischer und sozialer Hinsicht eine besondere Verantwortung», wird Damien Oettli, Leiter Sustainable Markets beim WWF Schweiz, in der Medienmitteilung zitiert.
Verantwortung der Schweiz
Die Schweiz spiele im internationalen Goldhandel eine wichtige Rolle, so die Organisation. Dies unter anderem, weil vier der sieben weltweit grössten Goldraffinerien und fünf der zehn grössten Uhrenunternehmen ihren Sitz in der Schweiz hätten. WWF sieht deshalb auch diese Unternehmen in der Pflicht. Sie müssten sofort für Transparenz darüber sorgen, woher die von ihnen verwendeten Rohstoffe stammten. Denn: «Insbesondere durch die freiwillige Verpflichtung von Unternehmen, Transparenz in ihre Wertschöpfungsketten zu bringen und Verantwortung zu übernehmen, kann etwas verändert werden», so Oettli.
Heute stamme ein grosser Teil der Goldimporte offiziell aus Ländern, in denen gar kein Gold abgebaut werde, kritisierte der WWF. Was es insbesondere brauche, sei eine Sorgfaltspflicht bei Einfuhren von Gold, das ursprünglich in Konfliktgebieten abgebaut worden sei.
Gemäss der Studie passieren 50 bis 70 Prozent des weltweit abgebauten Goldes die Schweiz – andere Quellen setzen diesen Anteil tiefer an.
Kritik an der Politik
Auch die Schweizer Politik nimmt WWF ins Visier: So gebe es hierzulande im Gegensatz zu den USA und der EU keine Gesetze, die die Sorgfaltsprüfung von Mineralien aus Konfliktgebieten reguliere.
Die Regierung ist allerdings nicht ganz untätig: Bereits 2018 hat der Bundesrat in einem Bericht anerkannt, dass die Schweiz eine wichtige Drehscheibe des internationalen Goldhandels ist – und dass nicht immer klar sei, woher das Gold stamme. Einfuhrverbote hatte er damals aber abgelehnt und sich stattdessen für freiwillige Massnahmen der Branche und mehr Transparenz ausgesprochen.
Im September 2020 hatte die Schweiz zudem einen Antrag zum Thema bei der Weltzollorganisation eingereicht. Ziel ist, dass bei Goldeinfuhren künftig zusätzliche Angaben gemacht werden müssen. Auf diese Weise soll künftig etwa unterschieden werden können, ob es um Minen- oder Bankgold geht. Die Schweiz selbst setzt den Vorschlag bereits seit Anfang des laufenden Jahres um.