Schwarze Ränder unter den Fingernägeln hat Kurt Giger schon lange keine mehr. Schwarz sind nur seine Bundfaltenhosen und die Halbschuhe. Dazu trägt er ein hellblaues Kurzarmhemd.
Er arbeitet seit 40 Jahren in der Autobranche. Zuerst als Automechaniker, heute als Geschäftsführer der Ruckstuhl Garagen mit Sitz in Kloten. Für ihn ist klar, in welche Richtung die Entwicklung geht. «Wir werden wegkommen vom Verbrennungsmotor. Wir werden wegkommen vom Erdgasmotor, hin zur Elektromobilität. Das wird mit Sicherheit die Zukunft sein.»
Und das sagt er ohne Bedauern. «Diese Technik ist sehr faszinierend. Und was da alles Neues kommt, das können wir uns gar nicht vorstellen.» Die Elektrifizierung im Strassenverkehr wird bei den Garagisten für grosse Veränderungen sorgen. Was, das zeigt Kurt Giger auf einem Rundgang.
An diesem Nachmittag stehen rund 20 Autos in der Werkstatt. Bei einem Kleinwagen führt ein Angestellter einen grossen Service durch. «Wir sehen jetzt, dass das Motorenöl ersetzt wird. Luftfilter, Ölfilter, Zündkerzen: Das sind die Verschleissteile, die ersetzt werden müssen.» Bei einem Elektroauto fällt dagegen zum Beispiel der Ölwechsel weg.
Wartung gibt weniger zu tun
«Wir werden in Sicherheit in Zukunft mit der Elektromobilität weniger Umsatz machen, als wir das heute mit den Benzin- und Dieselmotoren machen», sagt Giger. Dies auch deshalb, weil ein Elektroauto technisch viel weniger kompliziert ist als ein herkömmlicher Wagen. So sind in einem Elektroauto rund ein Drittel weniger Teile verbaut.
Entsprechend kann eine Garage auch weniger Ersatzteile verkaufen. «Das ist die Ausgangslage heute. Wie es dann tatsächlich ist, werden wir sehen. Elektroautos haben nach wie vor Reifen und Brems- und Kühlflüssigkeit, die ersetzt werden muss. Sie müssen auch gewartet werden, wenn auch nicht so intensiv.»
Hersteller installieren ihre Updates zudem immer häufiger über das Mobilfunknetz direkt im Auto. Entsprechend wird damit auch ein Werkstattbesuch überflüssig. Dennoch werde die Arbeit nicht so schnell ausgehen, zumindest nicht, solange noch Menschen am Steuer sässen, sagt Giger. «Es wird Unfälle geben. Und im Elektrobereich werden diese sicher auch teurer sein als bei Benzin- und Dieselmotoren. Da mache ich mir jetzt kein Kopfzerbrechen, dass uns die Arbeit ausgeht.»
Neu ist zudem, dass die Hersteller ihre Autos immer öfter direkt übers Internet verkaufen. Tesla hat es vorgemacht. Volvo zieht jetzt nach und jüngst hat auch Audi angekündigt, auf dieses Vertriebsmodell umzusteigen. Damit werden Händler und Garagisten ausgeschaltet.
Dienstleistungen statt Mechanik
Sie können mit neuen Autos nichts mehr verdienen. Diese Entwicklung verfolgt Giger gelassen. «Die Zukunft könnte so aussehen, dass die Garagisten Testfahrten anbieten und die Beratung machen. Die Bestellung läuft dann online und der Garagist bekommt vielleicht noch eine geringe Auslieferungspauschale. Es wird sich zeigen, ob sich dieser Weg durchsetzen wird.»
Andere Dienstleistungen könnten einen Teil der Ausfälle wettmachen, ist Giger überzeugt. Konkret denkt er an einen Bring- und Holservice bei Wartungen oder an die Fahrzeugpflege. «Die Garagisten, die nicht innovativ waren, haben heute schon den Anschluss verloren. Die Elektromobilität ist sicher ein Wandel, den wir mitmachen müssen. Wir können gar nicht anders. Wir sind gezwungen, innovativ zu sein.» Und dieser Wandel dürfte die Entwicklung, dass kleinere Garagen von grösseren Garagengruppen übernommen werden, weiter verstärken.