In der Schweiz steht das Carsharing-Unternehmen Mobility exemplarisch für die sogenannte Sharing Economy. Genossenschafterinnen und Abonnenten teilen sich rund 3000 Autos, die in der ganzen Schweiz verteilt stehen. Die Coronakrise setze Mobility schwer zu, sagt Sprecher Patrick Eigenmann.
«Seit Beginn des Lockdowns haben wir grosse Nachfrageverluste erlitten – zwischen 35 und 50 Prozent.» Mobility habe reagiert: «Wir reinigen die Autos öfter.» Oft gefahrene Autos würden noch öfters geputzt. «Die zweite Massnahme ist, dass wir ein neues Angebotsmodell geschaffen haben, nämlich Langzeitmieten auf Monatsbasis.» Das komme sehr gut an.
Mobility trotz Verlust zuversichtlich
Anders als grosse Sharing-Unternehmen wie Uber, Lyft und Airbnb, die nun Tausende Stellen abbauen, glaubt Mobility, ohne grössere Einschnitte durch die Krise zu kommen. Zwar rechnet die Genossenschaft mit einem Verlust für das laufende Jahr. Sie verkrafte dies aber, ohne dass sie ihre Mitglieder und die anderen Kunden zur Kasse bitten müsse, betont Sprecher Eigenmann.
Karin Frick setzt sich als Forschungsleiter am Gottlieb-Duttweiler-Institut seit Jahren mit dem Thema auseinander. Sie glaubt nicht, dass die Pandemie die Sharing Economy wieder verdränge. Nur weil persönliche Kontakte ein Ansteckungsrisiko bergen, würden die Leute nun nicht einfach wieder selbst besitzen wollen, statt zu teilen: «Wir haben auf der Welt verschiedene Herausforderungen. Eine ist der Klimawandel. Das heisst, wir brauchen nachhaltige Lösungen und wir müssen aus weniger mehr machen.»
Wenn es nur um die Hygienefrage geht, ist das ein Engeneering-Problem, und mit solchen Problemen können wir umgehen.
Dafür sei das Sharing ein wichtiges Prinzip, das zudem noch entwicklungsfähig sei. «Wenn es nur um die Hygienefrage geht, ist das ein Engineering-Problem, und mit solchen Problemen können wir umgehen.» Sprich: Die Gegenstände, seien es Autos, Wohnungen oder Kleider, müssten von nun an einfach konsequent gereinigt werden, bevor man sie weitergibt.
Genossenschaftsmodell von Vorteil
Entscheidend für die Frage, welche Sharing-Unternehmen die aktuelle Krise überleben werden, sei deren Geschäftsmodell, so Frick: «Überleben werden zum einen die, die genügend Kapital haben, um auch schlechte Zeiten zu überleben. Und zum anderen jene Business-Modelle, bei denen sich das Sharing auf das Eigentum bezieht, also genossenschaftliche Modelle.»
Genossenschaften wie Mobility haben laut der Trendforscherin also gute Chancen, zu überleben, weil die, die teilen, die Mitbesitzer des Unternehmens sind. Deshalb haben sie ein Eigeninteresse daran, dass dieses weiterlebt.