Der schwedische Autohersteller Volvo will das fossile Zeitalter endgültig hinter sich lassen: Ab 2030 wird Volvo ausschliesslich Elektroautos verkaufen, wie der Chef Håkan Samuelsson jüngst angekündigt hat. Denn die Konsumenten fragten immer häufiger nach elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Samuelsson ergänzt, dass der Wandel schneller komme als das Unternehmen noch vor einem Jahr gedacht habe.
Dieser Wandel in der Branche zeigt sich in der Schweiz auch bei einer prominenten Personalie: Morten Hannesbo war während zwölf Jahren Chef der Amag, der grössten Autoimporteurin der Schweiz. Bis diesen Frühling. Seit Ende Juni ist der gebürtige Däne nun Vizepräsident des Verbandes Swiss eMobility, der sich für die Elektromobilität einsetzt.
Nach dreissig Jahren in der Autobranche kennt Hannesbo die Autobranche in- und auswendig. Er weiss, was es braucht, damit sich die Elektromobilität tatsächlich durchsetzt: «Zuerst muss die Autobranche voll hinter der Elektromobilität stehen. Man kann diskutieren, ob das heute der Fall ist – ich meine, dem ist nicht so.» Und tatsächlich: So weit wie Volvo geht bislang kein anderer Konzern. Betrachtet man die vielen Ankündigungen der Autohersteller aus den vergangenen Wochen, stellt sich die berechtigte Frage, wie ernst es ihnen mit der Elektromobilität tatsächlich ist.
Für Hannesbo dauert der Umstieg insgesamt zu lange: «Deswegen ist es unheimlich wichtig, dass wir die Elektromobilität viel stärker fördern, damit wir schneller deutlich mehr Elektroautos verkaufen und alte Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ersetzen.» Damit die Umstellung in der Schweiz schneller vonstatten gehe, wäre für ihn eine Schrottprämie für alte Fahrzeuge denkbar oder auch ein Verbot von Verbrennungsmotoren – so wie das andere europäische Länder bereits beschlossen haben.
Hannesbo denkt auch an eine staatliche Förderung der Infrastruktur, um zuhause sein Auto laden zu können. Denn das Laden des Autos ist der zweite, wichtige Punkt. Zugespitzt könnte man sagen, wer heute ein Elektroauto fährt, wohnt in einem Einfamilienhaus. Da kann er die nötige Lade-Infrastruktur unkompliziert installieren lassen.
Die Autobranche muss voll hinter der Elektromobilität stehen. Man kann diskutieren, ob das heute der Fall ist – ich meine, dem ist nicht so.
Schon bei Eigentümern mit einer Stockwerkwohnung wird die Situation komplizierter, wie Thomas Ammann vom Hauseigentümerverband bestätigt: «Oftmals möchten ein, zwei Stockwerkeigentümer eine Ladestation einrichten. Sie stehen vor der Aufgabe, Miteigentümer davon zu überzeugen, dass man diese installieren kann. Oft gibt es Ängste und Unsicherheiten, diese gilt es bei den Miteigentümern auszuräumen.»
Müssen Mieter selbst aktiv werden?
Vollends kompliziert wird es bei Mietwohnungen: Da sind die Bewohner auf den guten Willen der Vermieterin angewiesen. «Ich glaube aber, mit entsprechenden Argumenten können sie die Vermieterin dazu bringen, einem entgegen zu kommen.» Wobei die Initiative für eine Ladeinfrastruktur wohl von der Mieterschaft kommen müsse, meint Ammann: «Wenn ich aufzeigen kann, dass es funktioniert und der Aufwand in einem vernünftigen Rahmen bleibt – dann ist es durchaus möglich, einen Vermieter für eine Ladestation zu gewinnen.»
Aber inwiefern Mieter einen solchen Aufwand betreiben – und allenfalls gar noch selbst Geld in die Hand nehmen wollen – ist wiederum eine ganz andere Frage. Vieles hängt also von den Möglichkeiten und der Bereitschaft der Kundschaft ab, wie schnell sich die Elektromobilität durchsetzt. Aber auch von staatlichen Förderprogrammen oder Verboten – und auch von den Ambitionen der Autohersteller.