Als sich die Schweiz im Frühling wegen der Corona-Krise im allgemeinen Ausnahmezustand befand, dachten wohl wenige Investorinnen und Investoren daran, ihr Geld in junge aufstrebende Startups zu investieren. «Der Appetit ist verloren gegangen», sagt Beat Schillig, selbst Investor und Geschäftsführer IFJ Institut für Jungunternehmen.
Denn die Investitionen im ersten Quartal mussten gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang von 61 Prozent hinnehmen. Doch wo Schatten ist, da ist auch Licht und das zweite Quartal verlief überraschend fast auf Vorjahresniveau.
Insbesondere die beschleunigte Digitalisierung kommt einigen Startups zugute. Schillig sagt: «Vor allem Bereiche wie der Online-Handel oder Cyber-Security spüren nun grossen Rückenwind.»
Paradebeispiel Cutiss
Gesamthaft sind seit Anfang Jahr in der Schweiz knapp 900 Millionen Franken in die Kassen von Startups geflossen.
Um erfolgreich zu sein, müssen Startups vor allem zu Beginn hart arbeiten. Ein Paradebeispiel dafür ist die diesjährige Siegerin des «TOP 100 Swiss Startup Award.»
Cutiss, das junge Unternehmen aus Schlieren (ZH), gibt Menschen, die unter den Folgen von schweren Verbrennungen leiden, wieder Hoffnung auf mehr Lebensqualität. Das Biotech-Startup hat eine Möglichkeit entwickelt, aus unversehrten Zellen von Verletzten besonders grossflächige Hauttransplantate herzustellen.
Erst der Anfang der Reise
Für Mitgründerin und CEO Daniela Marino ist der Gewinn des Awards aber nur der Anfang ihrer dreijährigen Reise. Im Interview sagt die zweifache Mutter aus Sizilien: «Es gibt noch viel zu tun, das war erst der Startschuss. Der erste Platz ist aber eine super Ausgangslage für die Zukunft.»
Um während des Lockdowns in diese Ausgangslage zu kommen musste Cutiss-CEO Marino auf der Suche nach Investoren-Geld kreativ sein. «Ich habe mich beim Pitchen aufgenommen und das Video an die Investoren verschickt. Das hat hervorragend funktioniert.»
Viele Startups können von solch einem Erfolg aber nur träumen. Um in das Blickfeld von Investoren zu geraten, müssen sich die Unternehmer meist einiges einfallen lassen. Da kommen Anlässe wie der Startup-Award recht gelegen. Denn dort können sie in einer kurzen Präsentation, einem Pitch, ihre Unternehmung vorstellen.
Maskenpflicht und Videokonferenzen
Das war dieses Jahr etwas anders. Maskenpflicht und Videokonferenzen. Schillig findet aber, dass dies auch Vorteile hatte. Denn so konnte man das Interesse einiger ausländischer Investoren wecken, die vorher ohne Videokonferenz praktisch nicht dabei waren.
Die Corona-Krise hat somit gezeigt, dass selbst in wirtschaftlich schweren Situationen die Startups alles andere als die Hoffnung aufgeben müssen. Es ist jedoch viel Kreativität gefragt, um die Investoren zu beeindrucken. Doch die Lust ist allemal wieder zurück.