- Der deutsche Industriekonzern Siemens liefert nun definitiv eine Zugsignal-Anlage für die Erschliessung eines Kohlebergwerks in Australien und missachtet damit die Kritik von Umweltorganisationen.
- Die Organisatoren der Klima-Bewegung «Fridays For Future» haben einen Protest an der Siemens-Hauptversammlung in München geplant sowie in vielen anderen deutschen Städten.
- Die Debatte um den Bau der Kohlemine hatte vor dem Hintergrund der Buschbrände in Australien an Brisanz gewonnen.
Siemens habe alle Optionen geprüft und sei zum Schluss gekommen, man müsse den vertraglichen Verpflichtungen nachkommen, teilte Konzernchef Joe Kaeser auf Twitter mit. Zugleich wolle der Konzern ein Nachhaltigkeitsgremium schaffen, um Umweltfragen in Zukunft besser zu managen.
Eher geringer Auftragswert
Der Auftragswert der Zugsignalanlage für eine Eisenbahnlinie von der Kohlemine in Australien zu einem Hafen ist mit 18 Millionen Euro für die Verhältnisse des Konzerns eher gering.
Entstehen soll eines der grössten Kohlebergwerke der Welt, das aus fünf Untertageminen und sechs Tagebaustätten bis zu 60 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr fördern soll.
Debatte durch Buschbrände verschärft
Nach Bekanntgabe des Entscheids von Siemens plant «Fridays for Future» für diesen Montag Proteste in zahlreichen deutschen Städten. Am Morgen fanden sich auf der deutschen Homepage der Klimabewegung insgesamt zwölf Veranstaltungen. Eine weitere sei am Hauptsitz des Konzerns in München geplant, wie eine lokale Sprecherin von «Fridays for Future» sagte.
Bereits am Freitag hatten Anhänger der Klimabewegung in deutschen Städten gegen die Mitwirkung von Siemens an dem Bergbauprojekt protestiert. Vergeblich, wie sich heute Montag zeigte. Aktivist Nick Heubeck hatte sich noch mit Konzernchef Kaeser getroffen, um ihn von seinen Plänen abzubringen.
Zum Klimaschutz gehört eben auch, sich nicht am Bau eines Wahnsinns-Projekts zu beteiligen, das im Alleingang das weltweite 1.5-Grad-Ziel gefährdet.
Auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg hatte sich eingeschaltet. «Es scheint so, als ob Siemens die Macht habe, den Bau der riesigen Adani-Kohlemine in Australien zu stoppen, zu verzögern oder zumindest zu unterbrechen», hatte sie am Samstag auf Twitter geschrieben.
CO2-Ausstoss in aller Munde
Bei der Kritik am Bau der Kohlemine des indischen Energiekonzerns Adani Power geht es neben dem Klimaschutz auch um den Verbrauch von Wasser, die Zerstörung von Lebensraum und den Transport der Kohle über das Great Barrier Reef, das grösste Korallenriff der Welt.
Verschärft hatten die Debatte auch die seit Wochen tobenden Buschbrände in Australien. Die Feuer werden auch auf die globale Erwärmung zurückgeführt, für die der Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) mitverantwortlich gemacht wird. Kohlekraftwerke gelten deshalb als besonders umweltschädlich.