Der Verkauf von Möbel Pfister ins Ausland ist eine logische Konsequenz einer Entwicklung, die den Schweizer Möbelmarkt schon lange umpflügt. Die wichtigsten Stichworte dazu: starker Franken und entsprechender Preisdruck, Einkaufstourismus, zunehmendes Online-Geschäft und dazu auch noch schrumpfende Umsätze. Über die letzten zehn Jahre sind die Erträge um über zehn Prozent eingebrochen. Trotz Zuwanderung.
Diese Rahmenbedingungen zeitigten schon manches Opfer. Jüngst etwa Interio – die Migros stellt den Möbel- und Wohnaccessoire-Anbieter zum Verkauf. Und jetzt Pfister. Die Marke mit der viele helvetische Emotionen verbunden sind.
Einen Befreiungsschlag aus dieser Klemme versuchte Pfister vor vier Jahren mit der Übernahme von Möbel Hubacher. Wie Pfister ebenfalls ein Schweizer Möbelhaus mit viel Tradition. Bereits damals hiess es zumindest gerüchtehalber, der österreichische Anbieter XXXLutz sei als möglicher Käufer von Hubacher ebenfalls im Gespräch gewesen. Nun gelangt Hubacher unter dem Pfister-Dach in diese österreichischen Hände.
Fehlender unternehmerischer Mut
Anfang 2018 stieg XXXLutz dann mit einer ersten Filiale unter eigenem Namen in den Schweizer Markt ein. Und nun folgt mit der Übernahme von Pfister der nächste Schritt entlang der expansionshungrigen Strategie von XXXLutz. Mit ihrem Vorgehen haben es die Österreicher geschafft, sich zur europäischen Nummer 2 hinter Ikea hochzuarbeiten.
Solch unternehmerischen Mut sucht man hierzulande in dieser Branche vergeblich. Zwar gibt es im Einrichtungs-Geschäft durchaus sehr gut positionierte Unternehmen auf dem hiesigen Markt. Sie sind aber vor allem im Hochpreis- und Design-Segment zu finden. Der typische Möbelanbieter für den Mittelstand hat heute entweder ausländische Wurzeln oder gehört zu Migros oder Coop.
Erleichterung durch mehr Einkaufsmacht
Diese Situation ist quasi hausgemacht. Zulange haben die Schweizer Anbieter die Dynamik des Online-Kanals unterschätzt. Zulange waren mehr jammernde Töne als mutige Strategien zu vernehmen. Auch Pfister liess zu lange Zeit mit dem Aufbau des Online-Geschäfts und der Auffrischung seiner Marke.
Für das Unternehmen und seine Mitarbeitenden bleibt nun zu hoffen, dass die neuen Eigentümer ihre Versprechen einhalten: «Pfister bleibt Pfister», hiess es heute. Zudem soll es keine Entlassungen geben, und die Mitarbeitenden würden zu gleichbleibenden Konditionen weiterbeschäftigt.
Pfister wird von der schieren Einkaufsmacht der Österreicher profitieren können. Das erlaubt, attraktive Preise anzubieten und die Konkurrenz herauszufordern. Doch gleichzeitig birgt dies die Gefahr, dass die Marke verwässert wird. Dann würde Pfister eben doch nicht Pfister bleiben.