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Wie gehen Schweizer Unternehmen in der Ukraine mit der Situation um?
Aus Info 3 vom 18.02.2022. Bild: Keystone
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Ukraine-Konflikt Schweizer Firmen in der Ukraine: Evakuierungspläne stehen

Im Osten der Ukraine herrscht grosse Unsicherheit. Wie gehen Schweizer Unternehmen, die dort Ableger haben, damit um? Die Weidmann Group gibt einen Einblick.

Franziska Tschudi verbindet viel mit der Ukraine, mit den Menschen dort. Als die Weidman Group dort 1995 eine Produktionsanlage aufbaute, war sie selber in der Ukraine: «Es war damals ein neues Land, arm und auf der Suche nach besseren wirtschaftlichen Möglichkeiten.»

Heute, ein Vierteljahrhundert später, ist sie die Chefin des Ostschweizer Industrieunternehmens mit 2700 Angestellten und Ablegern rund um den Globus. Im Werk in der Ukraine arbeiten mehr als 600 Angestellte. Sie produzieren Isolationsmaterialien für die Elektroindustrie.

Kriegsgefahr kaum Thema

Tschudi pflegt enge Kontakte zu ihren Leuten in der Ukraine. Die Gefahr eines Kriegs werde dabei kaum thematisiert, sagt sie. «Es wird etwas totgeschwiegen. Einige haben Angst, aber die meisten nehmen das mit einer gewissen Gelassenheit. Sie können nicht bestimmen, was passiert. Also warten Sie mal ab.»

Franziska Tschudi in einer Produktionsanlage, Arme verschränkt
Legende: Franziska Tschudi ist CEO des Familienunternehmens Weidmann und Delegierte des Verwaltungsrates. Sie führt die Firma in vierter Generation. Keystone

Sie stört sich an der Berichterstattung in manchen Medien. Tagtäglich mit Spekulationen konfrontiert zu werden, wie wahrscheinlich ein Einmarsch Russlands gerade sein könnte, sei zermürbend. Ganz ausblenden lässt sich die Kriegsgefahr jedoch nicht. So berichten ihr Chauffeure, die Rohstoffe aus Russland in die Ukraine liefern, von ihren Beobachtungen.

«Die Grenzen sind offen. Die Lastwagenchauffeure sagen, sie seien in keinster Weise behindert worden», erklärt Tschudi. «Sie sagen aber auch, dass sie ein sehr grosses Militäraufkommen erlebt hätten, dass sie so etwas noch nie gesehen hätten.»

Schweiz warnt vor Reisen

Eine bedrohliche Lage: Deshalb rät das Schweizer Aussendepartement auch von nicht dringenden Reisen in die Ukraine ab. Zu beurteilen, ob eine Reise dringend ist, liege im Ermessensspielraum der Unternehmen, erklärt das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) auf Anfrage.

Mit schweizerischer Gründlichkeit wurden Pläne gemacht, was wir genau anstellen, wenn ein solcher Fall eintreten würde.
Autor: Franziska Tschudi CEO Weidmann Group

Die Weidmann Group schickt noch Angestellte in die Ukraine, wie die Chefin der Ostschweizer Industrie-Gruppe sagt. Und zwar nicht nur Spezialisten, sondern auch Führungskräfte: «Um zu zeigen, dass wir uns solidarisch fühlen mit unseren ukrainischen Kollegen.» Und sollte der Kriegsfall eintreten, wäre die Firma bereit, die ausländischen Angestellten zu evakuieren.

Bus und Fahrer stehen bereit

Ein Bus und ein Chauffeur stehen rund um die Uhr bereit, um gegebenenfalls die Leute auf dem Landweg bis an die polnische Grenze zu fahren, so Tschudi. «Mit schweizerischer Gründlichkeit wurden Pläne gemacht, was wir genau anstellen, wenn ein solcher Fall eintreten würde. Was ich nicht hoffe.»

Evakuierungspläne haben auch die weiteren, laut dem Seco rund hundert Schweizer Unternehmen, die in der Ukraine aktiv sind. Nicht viele wollen darüber Auskunft geben. Manche produzieren eben nicht nur in der Ukraine, sondern gleichzeitig auch in Russland. Oder sie verkaufen ihre Produkte über die Grenze. Das funktioniert weitgehend problemlos – noch.

Info 3, 18.02.2022, 17:00 Uhr

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