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Umstrittene Energiegewinnung Fracking in Robin Hoods Heimat

In der Schweiz hat das Chemieunternehmen Ineos FC Lausanne-Sport gekauft, den Waadtländer Super League Club. Das stärkt das Image des britisch-schweizerischen Multis. In England steht Ineos in Kritik: Beim Sherwood Forest, Robin Hoods Heimatwald, will Ineos Fracking im grossen Stil betreiben.

Robin Hood – ein englischer Held, eine Sage. Er bestahl die Reichen, um die Armen zu beschenken. Schutz vor der Rache des bösen Sheriffs von Nottingham suchten Robin und seinen fröhlichen Gefährten im Sherwood Forest.

Dieser in Mittelengland gelegene Wald, den gibt es tatsächlich. Über vier Quadratkilometer erstreckt er sich südlich von Leeds. Heute gibt es auch Robin Hood wieder – jene zumindest, welche sich gegen «die Reichen» erheben: «Ein böser Plan braut sich zusammen, voller egoistischer Gier», rufen Anti-Fracking-Aktivisten. Sie protestieren unter Berufung auf die Sage gegen Pläne des britisch-schweizerischen Chemiemultis Ineos, welcher in der Gegend des Sherwood Forest Schiefergas-Fracking plant. Und auf Kosten der Umwelt viel Geld machen wolle, reklamiert die lokale Protestbewegung.

Ineos kaufte FC Lausanne Sport

Ineos – eine in der Schweiz weitgehend unbekannte Industriegruppe. Doch Ineos hat kürzlich den Super League Club Lausanne-Sport gekauft und will den Club gross herausbringen. Das Ziel: die europäischen Ligen. Lausanne-Fans sind euphorisiert: «Eine multinationale Firma engagiert sich für den Sport in der Romandie. Das ist ein extrem positives Zeichen». Denn Ineos zeigt sich in Lausanne grosszügig, kauft neue Spieler, investiert.

Jim Ratcliffe
Legende: Ineos-Mehrheitsbesitzer Jim Ratcliffe ist bekannt für seinen luxuriösen Lebensstil. Keystone

Ineos gehört mehrheitlich dem Briten Jim Ratcliffe, der Ineos zu einem Multi mit 40 Milliarden Dollar Umsatz gemacht hat. Geschätztes Privatvermögen: fünf bis sechs Milliarden Schweizer Franken, vier Privatjets und Luxus-Yacht inklusive.

Zwar ist Ratcliffe medienscheu, Interviews gibt er kaum – dennoch inszeniert er sich gerne als grosser Macher exotischer Projekte. Seine neue Privatvilla soll auf Stelzen stehen und so dem Klimawandel trotzen. Für den glückseligen Besitzer selbstverständlich 100 Prozent klimaneutral.

Umstrittenes Fracking

Weniger klimafreundlich ist Ratcliffs Business: Ineos produziert Plastik und Chemie, investiert in die Förderung von Öl und Erdgas. Und jetzt also auch in Fracking, die umstrittene Methode zur Förderung von Schiefergas aus bis zu 3000 Meter tiefen Erdschichten.

Wir wollen hier kein Fracking. Wir wollen nicht, dass unsere Wälder zerstört werden.
Autor: Trish Forster-Nardi Anwohnerin

Fracking beim Sherwood Forest – für die lokalen Aktivisten ein No-go. Lausanne-Sports-Investor kommt Ratcliffe kommt hier gar nicht gut weg: «Man kann nicht einfach hierhin kommen und unser Land wegnehmen, nur weil man eine mächtige Firma ist. Wir wollen Ineos hier nicht», sagt Trish Forster-Nardi. Die ehemalige Lehrerin wohnt gleich neben Sherwood Forest. «Wir wollen hier kein Fracking, wir wollen nicht, dass die Umgebung zu einem Gasfeld verkommt!»

Ineos sagt dazu: «Anders als viele Leute gelesen oder gehört haben, haben wir nicht vor, Bohranlagen innerhalb des Waldes zu platzieren. Nicht heute und auch nicht in der Zukunft.» Das umstrittene Fracking für die Förderung von Schiefergas und Öl ist in etlichen europäischen Staaten verboten, aber auch in vielen, wie Grossbritannien, erlaubt. In der Schweiz entscheiden die Kantone eigenständig. Wobei ausgerechnet der Kanton Waadt, wo Ineos seinen Holding-Sitz hat, Fracking für Schiefergas verboten hat.

Anwohner fürchten Umweltverschmutzung

Bei einigen Fracking-Projekten gab es in der Vergangenheit denn auch tatsächlich Umweltprobleme: Die schädlichen Chemikalien, welche beim Fracking tief in den schiefersteinhaltigen Untergrund gepresst werden, können das Grundwasser verschmutzen, Gas kann unkontrolliert austreten. Auch wird diese Methode – vor allem in den USA –, oft mit dem vermehrten Auftreten von Erdbeben in Verbindung gebracht.

Davor fürchten sich die Leute im Sherwood Forest. Auch Trish Forster-Nardi, die mit ihren Hühnern im Wald wohnt und ihr Trinkwasser aus einer Quelle unter ihrem Haus bezieht: «Es wird verschmutz», befürchtet sie. Die Pressestelle von Ineos beschwichtigt: «Schiefergas kann verantwortungsvoll gefördert werden, ohne Schaden für Umwelt und das Grundwasser.»

Forster-Nardi genügen diese Ankündigungen nicht: «Das wurde an Förderstellen in Australien und Canada auch versprochen, und trotzdem kam es zum Desaster.»

An einer Pressekonferenz zu ihrem Ineos-Engagement bei Lausanne-Sport äussert sich Ineos-CEO zum Widerstand in England. David Thompson nimmt die Proteste nicht als dramatisch wahr: «Unser Ruf in Grossbritannien ist ziemlich gut. Klar, das Fracking führt zu Diskussionen. Doch wir werden damit Jobs kreieren. Es ist alles in allem eine positive Geschichte».

Seit Juni 2017 führt Ineos in ganz Mittelengland Tests durch, um Schiefergas aufzuspüren. Beim Sherwood Forest verweigern aber einige Landbesitzer Ineos den Zugang. Die Tests konnten dort noch nicht durchgeführt werden. Noch können sich «Robin Hoods Erben» gegen die Mächtigen durchsetzen. Ineos geht jetzt rechtlich gegen diese Landbesitzer vor.

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