Die erste Ladung des sogenannten Sustainable Aviation Fuels (SAF) hat die Fluggesellschaft Swiss bestellt und bezahlt. Mediensprecherin Karin Müller sagt: «Dieses biogene Kerosin führt dazu, dass rund 80 Prozent der Treibhausgas-Emissionen reduziert werden können.»
Biogen heisst in diesem Fall, dass das Kerosin aus Lebensmittelabfällen und anderen Reststoffen gewonnen wird. Mit der Bahn sind die ersten 460 Tonnen dieses SAF am Flughafen Zürich angekommen. Technisch werde der nachhaltige Treibstoff genau gleich wie fossiler behandelt, heisst es in Kloten. Neu waren unter anderem die Zollformalitäten.
Bloss erste Probelieferung
Die aktuelle SAF-Lieferung reiche für rund 175 Kurzstreckenflüge, zum Beispiel für Trips nach Hamburg oder Amsterdam, erläutert die Swiss-Sprecherin. Wann die nächste Lieferung kommt, sei allerdings offen.
«Es handelt sich bei der aktuellen um eine erste Lieferung, um die Prozesse zu prüfen.» Allerdings sei das SAF sehr teuer. «Und es wird momentan noch nicht in so ausreichender Menge produziert, dass man für den Flughafen Zürich einen regulären Prozess aufgleisen könnte.»
Die Fluggesellschaften bestellten den Treibstoff direkt bei den Herstellern, sagt dazu Emanuel Fleuti, Leiter Nachhaltigkeit beim Flughafen Zürich. «Wir wissen also nicht im Voraus, ob und wann eine nächste Lieferung erfolgt. Wir wissen aber, dass es weitere Interessenten gibt, auch hier am Flughafen Zürich.» Diese stammten vor allem aus der «Business Aviation», dem Bereich der Geschäftsfliegerei, erklärt Fleuti.
Rund drei- bis fünfmal teurer als herkömmliches Kerosin ist der Treibstoff aus Lebensmittelabfällen derzeit. Und solche Abfälle stehen nicht in beliebiger Menge zur Verfügung. Theoretisch endlos zur Verfügung steht synthetisches SAF, also Treibstoff auf der Basis von CO2, Wasser und erneuerbarer Energie aus Sonne und Wind. Dieses synthetische SAF kostet derzeit aber fast zehnmal mehr als Kerosin.
Die Politik ist gefordert
Die Fluggesellschaften seien auf Fördermassnahmen durch die Politik angewiesen, sagt Müller. «Denn für die Fluggesellschaften ist es im Moment nicht möglich, den Betrieb mit SAF wirtschaftlich zu betreiben.»
Die fairste Lösung wäre eine Flugticketabgabe, wie sie im CO2-Gesetz, das im Juni an der Urne scheiterte, vorgesehen war. Das findet Christian Lüthi, Geschäftsführer der Klima-Allianz, die mehrere Klimaschutz-Organisationen vereint.«Ich glaube, dass eine Flugabgabe, die einerseits Flüge verteuert und andererseits Gelder für technische Innovation zur Verfügung stellt, eine Mehrheit in der Bevölkerung erreichen wird.»
EU-Entscheid steht bevor
Er begrüsst die Tatsache, dass nun auch am Flughafen Zürich SAF getankt werden kann. Gleichzeitig warnt er, dass mit nachhaltigem Treibstoff allein das Fliegen noch nicht klimafreundlich werde.
«Zwei Drittel des Klimaeffekts des Fliegens sind auf den Ausstoss von Wasserdampf in grosser Höhe zurückzuführen. Und dieser Effekt wird nicht beeinflusst werden, auch wenn 100 Prozent Sustainable Aviation Fuel eingesetzt wird.» Zwei Drittel des Klimaeffekts würden bleiben.
Der Weg zum wirklich klimafreundlichen Fliegen ist also noch weit. Klar ist: Der Trend zu nachhaltigen Flugtreibstoffen wird weitergehen. Schon morgen, Mittwoch, will die EU bekannt geben, wie viel SAF künftig an europäischen Flughäfen mindestens beigemischt werden muss.