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Einblick in den Windel-Markt Schweiz
Aus Trend vom 16.08.2024. Bild: Imago/Pond5Images
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Umweltsünder Wegwerfwindel Jeder zehnte Abfallsack ist voll mit Windeln

Eltern wollen vor allem, dass ihre Kinder in den Windeln trocken bleiben – dafür braucht es viele Bäume und Erdöl. Beim Besuch der letzten Windelfabrik der Schweiz stellen sich viele Fragen: Wie können Windeln nachhaltiger werden? Und sind teure Windeln besser für das Kind als billige?

Jeden Tag werden in der Schweiz rund eine Million Windeln weggeworfen. Wenn man alle diese Windeln aneinanderreihen würde, dann wäre das eine Strecke von Zürich bis nach Mailand. Laut Bundesamt für Umwelt machen Wegwerfwindeln zehn Prozent des Haushaltabfalls aus – insgesamt, also alle Haushalte ohne Kinder mit eingerechnet. Damit geht jeder zehnte Abfallsack in der Schweiz aufs Konto von Windeln.

Doch wie entstehen solche Wegwerfwindeln eigentlich, was könnte sie nachhaltiger machen? Und lohnt es sich, teure Windeln zu kaufen? Ein Besuch in der letzten Windelfabrik der Schweiz liefert Antworten.

600 Windeln pro Minute – aus dem Kanton Bern

In Rüti bei Büren im Kanton Bern steht die Hyga AG: die letzte Windelfabrik, die noch in der Schweiz produziert. Die Maschinen in der Fabrik sind 40 Meter lang und produzieren 600 Windeln pro Minute.

Der Kern der Windel, die Watte, besteht grob gesagt aus Zellstoff (Holz) und Plastik (Erdöl). Der sogenannte Superabsorber aus Erdöl, der soll später alles aufsaugen. Beim Superabsorber könnte man ansetzen beim Thema Nachhaltigkeit. Je weniger Material benutzt wird, desto nachhaltiger.

Trockener Po vs. Nachhaltigkeit – ein Widerspruch?

Dieter Gilomen, Chef der Hyga AG im Kanton Bern, sagt, dass beim Thema Nachhaltigkeit in den letzten Jahren viel gegangen sei. Heute sei eine Windel viel leichter als früher: Eine Windel der Grösse 5 wiege heute nur noch 33 Gramm, vor 15 Jahren waren es noch 50 Gramm.

Pampers am beliebtesten – ist teuer auch besser?

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Jede zweite Windel in der Schweiz ist eine Pampers-Windel, vom US-amerikanischen Unternehmen Procter & Gamble. Die restlichen 50 Prozent sind vor allem Eigenmarken der Detailhändler wie Coop und Migros. Für diese Eigenmarken produziert Windelhersteller Hyga aus Bern. Die teuren Premiumprodukte als auch die billigsten Linien kommen aus der gleichen Fabrik.

Dabei sind die billigeren Windeln gleich sicher und hygienisch wie die teuren. Unterschiede gibt es allenfalls beim Komfort. Teurere Windeln kleben zum Beispiel etwas besser.

Grösster Umweltsünder ist und bleibt der Superabsorber, der im Kern der Windel alles aufsaugt. Der Superabsorber besteht aus Erdöl, sprich Plastik. Es gebe zwar schon Versuche mit nachwachsenden Rohstoffen, aber solche Superabsorber seien nicht so saugstark wie die aus Erdöl. Und das wollen Eltern nicht. Ein trockener Kinderpo sei bei uns in der Schweiz das A und O. Dabei ist das nicht überall so.

Trockene Windeln verkaufen sich nicht überall

In Asien schauen die Eltern vor allem darauf, dass die Windel weich ist. Selbst wenn wegen der Weichheit das Kind dann eher nass bleibt. Die Akzeptanz für Rücknässung ist laut Dieter Gilomen von Hyga AG in Asien grösser als bei uns in der Schweiz.

5000 Windeln pro Kind

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95 Prozent aller Windeln in der Schweiz sind Wegwerfwindeln. Stoffwindeln machen 3 Prozent aus, und es gibt noch andere Nischen, wie kompostierbare Windeln.

Ein Kind braucht durchschnittlich 5000 Windeln, bis es selber aufs WC kann. Das entspricht einer Tonne Abfall. Pro Kind geben Eltern 3500 Franken für Windeln aus.

Das dürfte auch ein Grund sein, weshalb in der Schweiz Stoffwindeln eine Nische darstellen. Die Wegwerfwindeln gelten als praktischer und tendenziell saugstärker als Stoffwindeln, deshalb kämen sie bei Eltern besser an. Das sagt Johanna Gollnhofer, Professorin für Marketing und Konsumexpertin an der Universität St. Gallen.

Windeln im Kindergarten und in der Schule

Am nachhaltigsten wäre es, wenn die Eltern den Kindern die Windel schneller abgewöhnen würden. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Die Windelfabrik aus dem Kanton Bern produziert neu auch die Grösse 8. Die ist für Kinder bis weit ins Kindergartenalter.

Die Nachfrage nach grösseren Windeln steigt. Obwohl Dieter Gilomen eigentlich von dieser Entwicklung profitiert, findet er sie nicht gut. Die Eltern würden das Abgewöhnen immer länger rauszögern. Wenn man über das Thema Nachhaltigkeit spricht, dann müsse man hier ansetzen.

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Mehr zum Thema Windeln, wieso Pampers dominiert und wie der Schweizer Hersteller aus Bern sich der Konkurrenz stellt hören Sie in unserem Podcast «Trend».

Radio SRF 1, Trend, 17.08.2024, 8:08 Uhr

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