Die Übernahme von UPC ist gescheitert. Der aktuelle Chef von Sunrise, Olaf Swantee, erklärt das Geschäft für «tot». Weitere Verhandlungen mit Liberty Global gebe es nicht.
Ohne die Kapitalerhöhung kann Sunrise den Kauf nicht stemmen. Und Freenet-Chef Christoph Vilanek sagt heute deutlich: Er würde sich auch gegen ein besseres Angebot von Liberty Global stemmen.
Eine herbe Niederlage für Sunrise-Führung
Beide, Liberty Global und Sunrise, haben sich verspekuliert. Denn der Widerstand hatte sich in der Person von Vilanek früh angekündigt. Sie hätten zeitig noch einmal über die Bedingungen verhandeln müssen. Vielleicht hätte Liberty Global bereits dann eine starke Beteiligung an Sunrise ankündigen müssen, statt im letzten Moment. Das hätte Grossaktionär Freenet zu einem Teil den Wind aus den Segeln genommen.
So aber schien es für Aussenstehende, dass Liberty Global auch nicht an das neue Konstrukt glaubt – und nur versucht, sich mit möglichst viel Geld in der Tasche, rechtzeitig aus dem Schweizer Telekom-Markt zurückzuziehen. Und Sunrise-Präsident Peter Kurer stand als der Mann da, der in der kleinen Schweiz um jeden Preis ein neues Telekom-Grossunternehmen durchdrücken wollte.
Für die Sunrise-Führung ist die gescheiterte Übernahme eine herbe Niederlage. Peter Kurer dürfte kaum über die nächste Generalversammlung hinaus Verwaltungsratspräsident von Sunrise bleiben. Olaf Swantee hat heute seine frühere Rücktrittsdrohung relativiert. Es wäre wohl auch falsch, würde er jetzt von Bord gehen. Denn Swantee hatte Sunrise mit viel Kraft und Motivation erst in die Lage gebracht, die Swisscom überhaupt ernsthaft herausfordern zu können.
Keine gute Ausgangslage für Kundinnen und Kunden
Für die Firma Sunrise selbst ist diese Niederlage ohnehin nicht das Ende. Sollte der Aufbau des 5G-Netzes in den nächsten Jahren klappen, ist die sie vielleicht doch nicht mehr angewiesen auf ein Kabelnetz.
Das grösste Problem hat am Ende UPC. Denn Liberty Global hat sein Interesse am Schweizer Geschäft erklärtermassen verloren. Die Mutterfirma wird sich auf die Suche nach einem neuen Eigentümer machen. Dass ein ausländischer Telekomkonzern Interesse zeigen könnte, ist unwahrscheinlich, weil UPC ein Mobilfunk-Arm fehlt. Allenfalls kommt am Schluss eine Kapitalgesellschaft infrage. Doch deren Geschäft ist Geld und nicht Telekommunikation.
Das alles spielt der Swisscom in die Hände. Der ehemalige Monopolist wird ohne übermässig grosse Anstrengung vorerst seine Pole-Position verteidigen oder sogar ausbauen können. Für die Kundinnen und Kunden ist das aber eher keine gute Ausgangslage. Denn nur ein starker Wettbewerb verspricht neben neuesten Technologien und gutem Service auch günstige Preise.