Bei Yannick Berner, Co-CEO des Werkzeugbauers Urma aus dem aargauischen Rupperswil, hat sich die erste Konsternation nach der Verkündung von sogenannt reziproken Zöllen von US-Präsident Donald Trump am 2. April gelegt: Vorderhand müssen Schweizer Unternehmer nicht mit Zöllen von 31 Prozent rechnen, sondern mit zehn Prozent, wenn sie ihre Waren in die USA einführen. Wie andere Schweizer KMU muss Urma damit umgehen.
SRF News: 31 Prozent Zölle – wie gross war der Schock?
Yannick Berner: Es war schockierend. Dass es Zölle geben wird, war zu erwarten. Die Höhe überraschte und vor allem die Ungleichbehandlung mit den EU-Ländern. Ein Wettbewerbsnachteil von Schweizer Firmen in den USA.
Wie es aussieht, hat Donald Trump die Zölle aufgrund der Reaktion der Finanzmärkte ausgesetzt. Wie werden Sie in drei Monaten reagieren?
Die Vergangenheit hat uns gelehrt, dass wir keine Annahmen treffen sollten. Jetzt ist es wichtig, dass wir einen kühlen Kopf bewahren, flexibel bleiben und uns den stetig verändernden Rahmenbedingungen anpassen. Ich glaube, das ist wichtig für die Konsumentenstimmung und dass Investitionen nicht zu stark verzögert werden. Dieser Effekt wäre gravierend.
Für Urma ist der amerikanische Markt wichtig: Können Sie mit Zöllen in der Höhe von zehn Prozent leben?
Idealerweise möchten wir keine Zölle – die Schweiz kennt ja keine Industriezölle beim Import. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Verwerfungen – wir haben einen starken Schweizer Franken sowie hohe Lohn- und Standortkosten. Wir sind ein Stück weit flexibel, aber fair ist es nicht. Die USA sind ein wichtiger Markt für uns. Wir haben, historisch gesehen, immer gute Beziehungen gepflegt, wir haben sehr gute Kunden in den USA, in der ganzen Industrie. Die möchten wir behalten.
Zehn Prozent gingen – 31 Prozent wären zu viel?
Schlussendlich ist das ein Margenverlust. Für uns ist es schwierig, neue Kundenbeziehungen zu knüpfen, weil der Verkaufsprozess kompliziert ist bei so komplexen Produkten. Deshalb setzen wir alles daran, dass wir unsere Kunden im US-Markt behalten können.
Aktuell probieren wir, die Preise zu halten.
Überwälzen Sie die Zölle auf Ihre Kunden? Würden Ihre Kunden es akzeptieren, wenn Sie zehn Prozent aufschlagen würden?
Aktuell probieren wir, die Preise zu halten. Wir schlucken die Zölle auf Kosten unserer Margen. Was morgen ist, wissen wir nicht. Jetzt ist es wichtig, dass wir Stabilität zeigen im Markt und wir unseren Kunden unsere Hightech-Produkte weiterhin liefern können.
Wie wichtig ist für Sie, dass Sie gleich lange Spiesse wie Ihre Konkurrenten in Deutschland und Japan haben?
Das Produkt bleibt, wie es ist. Es ist ein unfairer Wettbewerb, wenn aus politischen Gründen Schweizer Produkte benachteiligt werden durch höhere Zölle. Darum: Gleich lange Spiesse wären eine Grundvoraussetzung.
Ist es für Sie eine Option, in den USA zu produzieren?
Wir sind eine relativ kleine Firma. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten viel investiert, um eine Produktion aufzubauen, wie wir sie heute haben. Das in den USA zu replizieren, wo wir die Standortkosten nicht kennen – finden wir die Fachkräfte, können wir die Prozesssicherheit gewährleisten – wäre sehr ungewiss. Deshalb ist es nicht realistisch, dass wir in naher Zukunft eine Produktion in den USA aufziehen werden.
Das Interview führte Reto Lipp.