Die Reaktionen auf die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte zu erheben, sind heftig. In Asien und Europa wird schon von einem möglichen Handelskrieg mit den USA gemunkelt.
Als Gegenmassnahme könnten Asiaten und Europäer ihrerseits Importe aus den USA mit Zöllen belegen. Das allerdings wäre schlecht für den Welthandel und die Weltkonjunktur. Ob allerdings tatsächlich Gegenzölle erhoben werden, ist alles andere als sicher, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Manuel Rentsch erläutert.
SRF News: Steht die Welt nun vor einem Handelskrieg?
Manuel Rentsch: Tatsächlich ist das eine Möglichkeit. Allerdings ist offen, welches Ausmass er annehmen könnte. Das hängt nun zunächst von den möglichen Gegenmassnahmen ab, welche die betroffenen Länder ergreifen. Die Ankündigung Trumps, auf Stahl- und Aluminiumimporten Strafzölle in Höhe von 25 respektive 10 Prozent zu erheben, ist eine neue Dimension. Auch erscheint die Begründung für die Zölle etwas willkürlich. Trump beruft sich auf Gesetze aus der Zeit des Kalten Krieges und auf die nationale Sicherheit: Die USA bräuchten ihren Stahl für die Rüstungsindustrie. Das öffnet die Tür für Vergeltungsmassnahmen, die in einem Handelskrieg enden könnten.
Aus Brüssel heisst es, die USA würden mit den Strafzöllen gegen das Welthandelsrecht verstossen. Wie ist das zu verstehen?
Die Zölle sind mit dem geltenden internationalen Handelsrecht sicher nicht vereinbar: Die USA wollen die Zölle einführen, ohne die Welthandelsorganisation WTO in Genf zu konsultieren – etwas, das sie gemäss dem WTO-Vertrag tun müssten. Das Vorgehen Trumps ist denn auch ein Schlag ins Gesicht der WTO. Sie sorgt seit mehr als 20 Jahren für die weltweiten Rahmenbedingungen des Handels. Allerdings haben sich die USA schon immer um die WTO foutiert – obschon sie seit 1995 Mitglied der Organisation sind.
Trump könnte sich mit den Stahlzöllen in den eigenen Fuss geschossen haben.
Welcher Art Gegenmassnahmen könnten die Europäer und Asiaten beschliessen?
Sie könnten Strafzölle auf amerikanische Produkte einführen, wie Landwirtschaftsprodukte, Bourbon, Harley Davidson oder Ähnliches. Allerdings ist keineswegs sicher, dass sie tatsächlich in die Falle tappen werden. Viel eher dürften sie die WTO in Genf anrufen und die US-Strafzölle anfechten. Ausserdem sind die Zölle auch in den USA selber umstritten, Trump könnte sich damit also in den eigenen Fuss geschossen haben. Schliesslich werden Stahl und Aluminium in den USA teurer, was schlecht ist für die heimische Industrie. Bereits sind die Aktienkurse der Autohersteller und Flugzeugbauer um bis zu 4 Prozent gefallen.
Bislang sind also vor allem böse Worte gefallen, aber noch keine konkreten Taten?
Das ist so. Die US-Regierung will die Details zu den Zöllen erst nächste Woche bekannt geben. Die Frage ist, ob es dabei auch Ausnahmen gibt, schliesslich gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Arten von Stahl und Aluminium. Grösster Stahllieferant der USA ist Kanada, das für 16 Prozent der Importe verantwortlich ist. Brasilien (13 Prozent) und Südkorea (10 Prozent) folgen dahinter. China liefert nur 2 Prozent des insgesamt in die USA importierten Stahls und Aluminiums.
Das Gespräch führte Claudia Weber.