Im Handelsstreit mit den USA hat China reagiert und seinerseits Import-Zölle auf amerikanische Produkte eingeführt. Die chinesischen Zölle sind deutlich weniger griffig als die amerikanischen. Doch die chinesische Führung behält sich weitere Schritte vor.
China belegt ab heute gewisse landwirtschaftliche Güter und Metalle aus den USA mit höheren Zöllen von 15 bis 25 Prozent. Die Summe der neuen Zölle wird auf rund drei Milliarden Dollar geschätzt. Das ist vergleichsweise wenig: Die neuen US-Zölle verteuern die chinesischen Warenimporte in die USA um 50 Milliarden Dollar.
USA geht gezielt gegen China vor
Immer klarer tritt nun zutage, dass sich der von den USA losgetretene Handelsstreit nicht gegen den Rest der Welt richtet, sondern gezielt gegen China. Denn andere wichtige Handelspartner wie die EU, Kanada und Südkorea konnten – teilweise mit Zugeständnissen an die USA – erwirken, dass die US-Zölle auf Stahl und Aluminium für sie nicht gelten.
Ein ähnliches Ziel dürfte auch der japanische Regierungschef Shinzo Abe zu erreichen versuchen, der in zwei Wochen in die USA zu Präsident Trump reisen wird.
Importzölle von China sind höher als die der USA oder der EU
China hingegen fühlt sich stark genug, um auf die amerikanischen Zölle nicht mit Bittgängen nach Washington zu reagieren, sondern mit Gegenmassnahmen. Das passt ins Bild: China erhebt bereits jetzt im Schnitt viel höhere Importzölle als etwa die USA oder die EU. Aus dieser Sicht ist Präsident Trumps Kritik an unfairen Handelspraktiken Chinas durchaus berechtigt.
Diese unterschiedlichen Zölle sind auch mitschuldig am hohen Handelsbilanzdefizit der USA gegenüber China: Die amerikanischen Exporte nach China waren letztes Jahr um 375 Milliarden Dollar tiefer als die chinesischen Exporte in die USA. Diese 375 Milliarden sind zwei Drittel des gesamten amerikanischen Handelsbilanzdefizits.
China hat wohl mehr zu verlieren als zu gewinnen
Doch das Handelsdefizit der USA ist nicht nur wegen der chinesischen Zölle so hoch, sondern auch deshalb, weil amerikanischer Stahl, amerikanische Autos und andere Industriegüter nicht mehr konkurrenzfähig sind gegenüber den chinesischen Firmen, die billiger produzieren und somit ihre Güter leichter exportieren können.
China gegen die USA, das ist das Duell des weltgrössten Exportlandes China gegen den Import-Weltmeister USA. Geht man davon aus, dass es das Ziel von US-Präsident Trump ist, das Handelsbilanz-Defizit mit China und damit die chinesischen Exportüberschüsse zu verringern, so hätte China in einem Handelskrieg gegen die USA wohl mehr zu verlieren als zu gewinnen. Eine weitere Eskalation wäre vorerst nicht im Sinne Chinas.
«Wie du mir, so ich dir» zwischen Peking und Washington
Doch bei Bedarf könnten die Chinesen die Zölle noch stärker erhöhen. Und sie haben ein weiteres Druckmittel in der Hand: China ist mittlerweile der grösste Gläubiger der USA; in chinesischen Händen befinden sich 15 Prozent der ausstehenden amerikanischen Schuldpapiere. Wenn China plötzlich weniger oder gar keine amerikanischen Anleihen mehr kaufen würde, wenn also der wichtigste Käufer ausfiele, dann müssten die USA wohl rasch höhere Zinsen für ihre Anleihen bezahlen.
Das «wie du mir, so ich dir» zwischen Peking und Washington geht also weiter. Vorerst aber nur in kleinen Schritten. Denn beide Seiten wissen, dass sie viel zu verlieren hätten, sollte es tatsächlich zu einem ernsthaften Handelskrieg kommen.